Für jede Position kommt ein Experte

■ Umweltausschuß hört ADAC und Ökoinstitut zum Ozon

Bonn (AFP/taz) – Experten und Lobbyisten mit gegensätzlichen Meinungen äußerten sich gestern vorm Umweltausschuß des Bundestages zum Thema Sommersmog. Umstritten blieb vor allem die Frage, ab welcher Konzentration bodennahen Ozons in der Luft Fahrverbote angeordnet werden sollen. Unterschiedliche Meinungen gab es auch zu den von SPD und Bündnisgrünen geforderten Tempolimits, die von den Koalitionsfraktionen abgelehnt werden.

Experten des Öko-Instituts Freiburg wandten sich dagegen, Fahrzeuge mit geregeltem Katalysator von Fahrverboten auszunehmen, da Kats bei Kurzstrecken weitgehend wirkungslos seien. 46 Prozent aller Autofahrten in Deutschland seien kürzer als fünf Kilometer. Nach Ansicht des Öko- Instituts sollten Fahrverbote ab 160 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft verhängt werden. Diese müßten auf jeden Fall durch Tempolimits ergänzt werden. Dagegen votierte der ADAC wie nicht anders zu erwarten für freie Fahrt für freie Bürger. Der Automobilclub äußerte auch grundsätzliche Bedenken gegen flächendeckende Fahrverbote.

Der Berliner Rechtswissenschaftler Jürgen Basedow verwies auf die zahlreichen Ausnahmen von Fahrverboten, die im Gesetzentwurf von Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) vorgesehen sind. Er äußerte daher Zweifel, daß es im Ernstfall wirklich zu einer Verringerung des Schadstoffgehalts in der Luft kommen werde. Kontraproduktiv seien vor allem Ausnahmen für Pendler. Der Klimaforscher Franz Fiedler von der Uni Karlsruhe vertrat die Ansicht, zeitlich begrenzte Tempolimits und Fahrverbote würden weitgehend wirkungslos bleiben. Statt dessen sollte durch technische Maßnahmen der Schadstoffausstoß von Kraftfahrzeugen gesenkt werden. Greenpeace forderte Tempolimits und Fahrverbote ab 120 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft.