UN-Truppen machtlos

■ Bosniens Präsident Izetbegović stellt Bedingungen für Ende der Offensive

Sarajevo (AFP/rtr) – Die UN- Schutztruppen stehen den Kämpfen um Sarajevo zunehmend machtlos gegenüber. Die Schutztruppen (Unprofor) hätten „keine andere Wahl“ gehabt, als sich von den Sammelstellen für schwere Waffen rings um Sarajevo zurückzuziehen, sagte UN-Sprecher Christopher Gunness gestern in Zagreb. Der Abzug von den Sammelstellen sei zwar bedauerlich, doch habe die Unprofor gegenüber den Teilnehmerländern die Verpflichtung, die Sicherheit ihrer Soldaten zu gewährleisten, so Gunness.

Mit dem Abzug der UN-Soldaten wurde die UN-Kontrolle über die schweren Waffen beendet. De facto hatten sich die bosnischen Serben bereits Ende Mai der schweren Waffen bemächtigt, der bosnischen Regierungsarmee gelang ein Gleiches in der Nacht zum Donnerstag.

Bereits am Sonntag nachmittag wurde ein französischer UN-Soldat durch einen serbischen Heckenschützen im Süden Sarajevos, schwer verletzt. Ein 120-Millimeter-Geschoß der bosnischen Regierungsarmee ging in der von Serben beherrschten Stadt Pale nieder, explodierte aber nicht. Nach Angaben eines UN-Sprechers ist die Verbindungsstraße zwischen Sarajevo und Pale nach wie vor unter serbischer Kontrolle.

Der bosnische Präsident Alija Izetbegović hat am Sonntag abend Bedingungen für die Einstellung der Offensive seiner Truppen bei Sarajevo gestellt. Er verlangte, die Serben müßten alle schweren Waffen aus der 20-Kilometer-Zone um die bosnische Hauptstadt abziehen und Zugangsstraßen zum Stadtzentrum sowie zum Flughafen freigeben. Nach Ansicht von Beobachtern ist es unwahrscheinlich, daß die Serben diesen Forderungen nachgeben.

Gestern wurde bekannt, daß die bosnischen Regierungstruppen in Visoko im Nordwesten Sarajevos 568 UN-Mitglieder festgesetzt haben. Von Visoko aus hatten die Regierungstruppen ihre Offensive gegen die serbischen Belagerer Sarajevos gestartet.