Frankreichs braune Flecken

■ Bei Kommunalwahl wächst die Front National

Paris (taz) – Als „klare Niederlage“ für die Regierung bezeichnete Frankreichs Verteidigungsminister Charles Millon gestern das Ergebnis der Kommunalwahlen. Die rechtsextreme Front National hatte am Sonntag erstmals drei Städte erobert, und der gesamte Osten der notorisch konservativen Hauptstadt war sozialistisch rötlich geworden. Die konservativen Regierungsparteien hingegen konnten die Zahl ihrer Bürgermeistersitze nicht vergrößern.

Neben Toulon, Marignane und Orange, die nunmehr von Politikern der Front National regiert werden, fiel auch das Rathaus von Nizza in die Hände eines Rechtsextremen. Jacques Peyrat, langjähriger Weggefährte von Le Pen, bekam dort 41,9 Prozent der Stimmen. Andernorts gelang es „republikanischen Fronten“ der Altparteien, drohende Wahlsiege der Rechtsextremen zu verhindern.

Völlig unerwartet waren die Verluste der Konservativen in Paris, das seit 1977 stets die Bastion des ehemaligen Bürgermeisters und jetzigen Staatspräsidenten Jacques Chirac war. Sechs der 20 Arrondissements wählten am Sonntag Sozialisten. Auch außerhalb der Hauptstadt hielt sich die sozialistische Partei. Zwar verlor sie nach 42 Jahren die Hafenstadt Marseille an einen Konservativen, doch gewann sie am anderen Ende Frankreichs die Stadt Rouen dazu. Die kommunistische Partei hingegen setzte ihren Niedergang fort. Am schmerzlichsten ist für sie der Verlust ihrer letzten Bastion, der Hafenstadt Le Havre. dora Seiten 8 und 10