Vertreibung aus Christos Kunst-Bannmeile

■ Würstchenbuden vor dem Reichstag wurden gestern von der Polizei abgeschleppt

Das Eis- und Würstchenangebot in Christos Bannmeile wird wieder knapp. Gestern hat Roland Specker, Geschäftsführer der „Verhüllter Reichstag GmbH“ nach eigenen Angaben zwölf Händler von Christos Kunst-Gelände vertrieben, die dort nicht verkaufen durften.

Zehn von ihnen hätten sich zunächst geweigert, so Specker, und seien erst dann in die „kunstfreie Zone“ gegangen, nachdem die Polizei zu Hilfe gerufen wurde. Bei zweien habe auch das nichts geholfen. Speckers Freunde und Helfer hätten die Wagen samt Personal abgeschleppt.

Roland Specker kann sich bei seinem Vorgehen auf eine Vereinbarung zwischen den Berliner Bezirken Tiergarten, Mitte und der „Verhüllter Reichstag GmbH“ vom Oktober letzten Jahres stützen. Danach hat Christos Firma innerhalb der Kunst-Bannmeile das Hausrecht. Deswegen kann ihr Geschäftsführer bestimmen, wer vor dem Reichstag verkaufen darf. Nach einer Weisung von Christo und Jeanne-Claude soll das Kunstwerk optisch ungestört bleiben. Niemand soll als Trittbrettfahrer wirtschaftlichen Profit aus der Verhüllung schlagen. Schon im Mai drohte das Künstlerpaar erfolgreich mit Abbruch des Projekts, als das Magazin Stern eine PR-Rotunde südlich des Reichstags aufbauen wollte.

Daß die gestrige Vertreibungsaktion die letzte war, glaubt Specker nicht. „Die werden wieder kommen“, meint er. Seine Antwort: „Wir müssen die Kontrollen dichter machen.“ Rund um den Reichstag stehen Christos Leute an der Bannmeilengrenze, um die Kunst vom Kommerz frei zu halten. Rund um den Wallot-Bau verkaufen jetzt nur noch diejenigen Cola-, Eis- und Souvenirhändler, die schon vor der Verpackung dort standen. Sie haben Verträge mit dem Bundesvermögensamt und genießen Bestandsschutz. Anhand von Luftaufnahmen überprüft Specker, welche Verkäufer schon vor Christo am Reichstag waren. Nina Kaden