Sportsenator erreicht den Beckenrand

■ 76 Hallen und Freibäder werden in eine Anstalt des öffentlichen Rechts überführt

Sportsenator Jürgen Klemann hat in der Zielgeraden zur Bäderumstrukturierung noch einmal kräftig Wasser schlucken müssen. Entgegen seiner ursprünglichen Intention, die 76 Bäder unter das Dach einer GmbH zu führen, wird nun eine Anstalt des öffentlichen Rechts eingerichtet. Mit der gestrigen Senatsentscheidung mußte sich Klemann den Wünschen der vom Koalitionspartner SPD regierten Bezirke beugen. Diese hatten bereits im Rat der Bürgermeister das GmbH-Modell wegen mangelnder Mitspracherechte mit 22 zu 1 Stimme abgeschmettert.

„Manches ist in Berlin nicht so umsetzbar, wie man sich das empfehlen läßt“, bedauerte Klemann, der die Unternehmensberatungsfirma Bossard mit einem Gutachten betraut hatte. Wichtig sei aber, so der Christdemokrat, daß „sich überhaupt was bewegt“. Derzeit schlagen die Bäder mit rund 144 Millionen Mark pro Jahr im Landeshaushalt zu Buche. Nach Berechnungen der Senatsverwaltung für Sport wären die Kosten 1999 auf 187 Millionen geklettert. Durch die jetzige Zentralisierung sollen jährlich rund 50 Millionen Mark eingespart werden.

Von den 76 Bädern sollen künftig elf ausschließlich durch Schulen und Vereine, weitere sieben durch die Öffentlichkeit genutzt werden. Der Rest werden sogenannte Mischbäder sein. Durch die neue Konzeption sollen dem Bürger keine unzumutbaren Wege entstehen, versprach Klemann. Man habe darauf geachtet, vor allem die ehemals alliierten und innerstädtischen Bäder den Vereinen und Schulen zur Verfügung zu stellen. Von den derzeit 1.350 Mitarbeitern sollen in den nächsten fünf Jahren rund die Hälfte durch „normale Fluktuation“ aus dem Dienst ausscheiden. Statt Kündigungen soll es „sozialverträgliche Lösungen geben“, erklärte Klemann. Durch die schwierige Prozedur wird es ursprünglich noch in diesem Haushaltsjahr vorgesehene Einsparungen nicht mehr geben. In den nächsten zwei Wochen soll der Gesetzestext erarbeitet werden. Voraussichtlich wird die Vorlage dann auf einer der letzten Sitzungen des Abgeordnetenhauses im September verabschiedet. Die Anstalt, so Klemanns Hoffnung gestern, könnte dann mit Beginn des nächsten Jahres ihre Arbeit aufnehmen. Severin Weiland