Schülertheater gegen Gewalt

■ Die integrierte Uckermark-Grundschule Schöneberg präsentiert „Bodo's Bande“: Stück soll Gewaltbereitschaft bei Kindern mindern und soziales Lernen erleichtern

Das Wort „Integrationsschule“ kann Werner Schulte, Leiter der Theaterprojekte an der Uckermark-Schule in Schöneberg, nicht mehr hören. Für den Sonderschullehrer sind die Kinder – ob blond, ob schwarz oder ob behindert – alle gleich, besonders beim Theaterspielen. Der Unterschied zu „normalen“ Grundschulen mit nichtbehinderten Jugendlichen ist Schulte egal, ihm geht es um die Theaterarbeit mit den SchülerInnen. Und die zeigen diese Woche „Bodo's Bande“, eine Anti-Gewalt-Komödie der Klasse 5a.

Bodo, der gewalttätige Anführer der „Scorpions“, will keine ausländischen Kinder in die Bande aufnehmen. Es kommt zur Spaltung der Gruppe. Eine zweite Jugendbande entsteht: die „Wölfe“. Als es so aussieht, als würde es gleich zu einer Prügelei kommen, wird sie von Julia verhindert, die sich dadurch selbst der Gefahr einer Rache aussetzt. Gekoppelt wird diese Geschichte mit einer Story über gaunerhafte Makler und einer Fernsehreporterin, die auf der Suche nach Graffitti-Kunst auf die Auseinandersetzung der zwei Banden stößt – und auf ihren eigenen Sohn Bodo, für den sie zuhause nie Zeit hat.

Für die Geschichte zog Projektleiter Schulte diesmal die Kripo heran. Sie riet ihm, keine realistische, sondern eine bewußt märchenhafte Lösung zu finden. Denn Ziel dieser Aufführung soll nicht sein, mit Gewalt auf der Bühne zu schocken, sondern die Tendenzen zur Gewaltbereitschaft bei Kindern zu mindern.

Nach Angaben von Eltern und Lehrerschaft fördert schon das Theatermachen das soziale Lernen. Den richtigen Einsatz nicht zu verpassen, heißt auch, verantwortlich zu handeln, weil sonst die ganze Gruppe darunter leidet. Durchhaltevermögen und Frustbewältigung sind hier bis zum Erreichen der Aufführung verstärkt gefragt.

Die Theaterkurse an der Uckermark-Schule gibt es seit Februar 1989. Sie werden jedes Jahr in den drei vorhandenen fünften Klassen durchgeführt und dauern in der Regel 9 bis 11 Wochen. Von Anfang an unterstützte das Bezirksamt Schöneberg diese theater-, musik- und kunstpädagogische Arbeit, indem es für 70.000 Mark den Umbau eines Grundschulraumes zum Theatersaal finanzierte. Seit 1991 trägt es die Stelle des Projektleiters zum größten Teil selbst.

Daß den Kindern das Theaterspielen großen Spaß macht, ist deutlich zu spüren. Die Geschichte ist lustig und auch dramaturgisch überzeugend – ebenso wie die Bühnenaufbauten und Kostüme, die von SchülerInnen und Lehrer parallel zu den Proben hergestellt wurden. Anja Sieber

„Bodo's Bande“ läuft noch bis morgen täglich um zehn Uhr im Theaterraum der Uckermark-Schule, Rubensstraße 63.