Flughafenkleinstadt

■ Airport City in Schönefeld: Zwischen- und Endinvestor sicher / Erster Spatenstich vielleicht noch in diesem Jahr

Eine Stadt in der Stadt wird sie sein, ein Mammutdienstleistungszentrum zwischen Flughafen und Bahnhof. Die Airport City am Flughafen Schönefeld nimmt Formen an: Passagiere sollen künftig durch eine komplett verglaste Ladenpassage gehen. Rechts und links des gläsernen Hauses sind Konferenz- und Büroräume geplant. Außerdem laden zwei Hotels mit einer Gesamtkapazität von 450 Betten sowie ein Boarding House mit 100 Wohneinheiten Gäste ein, direkt neben dem Rollfeld zu übernachten. Wer nicht schlafen kann, kann ins Health Center gehen, in eine Disco, Restaurants oder in ein Multiplex-Kino.

So stellte Bruno Feuring, Berliner Vertreter der Entwicklungsgesellschaft Corona GmbH aus Mainz, das Modell der Flughafenkleinstadt gestern auf einer Pressekonferenz vor. Auch wer die Airport City bezahlen wird, steht schon fest: Zwischenfinanziers sind die AEG sowie die italienischen Firmen Montedison und Dinvest Bari. Für die Endfinanzierung verhandele Corona mit drei Interessenten, sagte ihr Geschäftsführer Günter Schachtner. Das Riesenprojekt soll rund 650 Millionen Mark kosten. Daß der Komplex an der Peripherie Berlins leer steht, müssen die Investoren nicht fürchten: 50 Prozent der Gewerberäume sind schon vermietet – unter der Bedingung, daß die Airport City entsteht.

Angst davor, daß der Flugreisende, der nur noch nach Hause will, aufs Shopping verzichtet, hat Feuring nicht. „Es kommen Menschen aus dem ganzen Berliner Südosten“, hofft der Developer. Außerdem sei nördlich des Flughafens ein komplett neuer Stadtteil mit 25.000 Einwohnern geplant, der künftige Stadtkern Schönefelds. Dieses Mammutprojekt soll kurz nach dem Baubeginn der Airport City entstehen, sagte Joachim Wolff, Bürgermeister der Gemeinde Schönefeld gestern. Der erste Spatenstich für die Airport City muß bald getan werden. Denn nur dann kann der Gebäudekomplex bis Ende 1997 fertiggestellt werden. Nach diesem Zeitpunkt können die Finanziers Abschreibungsmöglichkeiten für die fünf neuen Bundesländer nicht mehr in Anspruch nehmen, die, so Schachtner, 30 bis 50 Prozent der Investitionen betragen. Dann könne die Airport City nicht gebaut werden. Bevor aber die Berlin Brandenburg Flughafen Gesellschaft (BBF) den Bau des Terminals West nicht beschließt, dessen Passagiere durch die Geschäfte des Gebäudes schlendern sollen, arbeiten keine Bagger für die Airport City.

2.000 Arbeitsplätze brächte die Airport City nach Angaben der Corona GmbH nach Schönefeld, die Jobs von 14.000 Menschen in Zulieferbetrieben würden gesichert. Wie viele Passagiere durch die Ladenpassage wandern müssen, damit diese Arbeitsplätze von Dauer sind, wollte Feuring gestern nicht sagen. Fest steht für ihn, daß die Airport City sich auch etablieren wird, wenn der Großflughafen in zwanzig Jahren Sperenberg heißt. Nina Kaden