Aus Gründen der Gerechtigkeit

■ betr.: „Der Professor weiß von nichts“, taz vom 14. 6. 95

Ich habe eine ziemlich stark entwickelte Abneigung gegen Kirchen und Sekten. Deshalb verstehe ich die Antipathie der diversen Tagesthemen-Autoren gegen die MUN-Sekte. Allerdings würde ich aus Gründen der Gerechtigkeit auch gerne jedesmal mit gleicher Detailkenntnis erfahren, wenn ein Funktionsträger auf einem von der evangelischen oder katholischen Kirche gesponserten Symposion oder Kongreß einen Beitrag hält oder ein hohes kirchliches Amt bekleidet. Ich würde auch gerne jedesmal erfahren, auf welche Weise die Kirchen die Organisierung in ihren diversen Betrieben unterbinden, welche Verkaufspolitik sie in welchen Städten betreiben – zum Beispiel das Verbot, Kondome zu verkaufen in Läden, die auf Grundstücken der katholischen Kirche stehen –, ich würde gerne jedesmal etwas über den Immobilien- und Landbesitz der Kirchen erfahren oder auch jedesmal gerne erwähnt wissen, welcher Verbrechen sich diese Organisationen allein in den letzten paar 100 Jahren schuldig gemacht haben ohne sich damit bisher offiziell zu befassen (ich rede auch von den Hexenverfolgungen). Als Witz empfinde ich es, ausgerechnet den Sektenbeauftragten einer Konkurrenzorganisation – soweit ich weiß von der evangelischen Kirche – zu einer anderen Sekte zu befragen. Helke Sander, Hamburg