Christliche Rechte stellt Clinton ein Bein

Republikaner im US-Senat verhindern die vom Präsidenten gewünschte Nominierung des umstrittenen Frauenarztes Henry Foster als Bundesgesundheitsbeauftragter der USA  ■ Aus Washington Andrea Böhm

Mit einem Verfahrenstrick haben die Republikaner im US-Senat die Wahl von Henry Foster zum „Surgeon General“, dem obersten Beamten der US-Gesundheitsbehörde verhindert. Der 61jährige Foster war von US-Präsident Bill Clinton für den Posten nominiert worden. Der Gynäkologe aus dem Bundesstaat Tennessee geriet jedoch sofort in das Kreuzfeuer konservativer Kritik, als sich herausstellte, daß er in seiner 38jährigen Karriere auch 39 Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt und auf die Frage nach der Zahl der von ihm vorgenommenen Abtreibungen anfangs widersprüchliche Antworten gegeben hatte. Die Clinton-Administration muß sich nun auf die Suche nach einem neuen Kandidaten machen. Nach den Erfahrungen im Fall Foster wird sie um Frauenärzte vermutlich einen großen Bogen machen.

Nun hat der Posten, um den es geht, eher symbolische Funktion. Mit einem Budget von jährlich einer Million Dollar ist die Arbeit des Bundesgesundheitsbeauftragten weitgehend auf Aufklärungskampagnen wie zum Beispiel die Warnung vor Zigaretten- und Alkoholkonsum beschränkt. Doch spätestens seit dem Auf- und Abtritt von Jocelyn Elders, einer Kinderärztin aus Bill Clintons Heimatstaat Arkansas, ist die Besetzung des Amtes zu einem hochbrisanten Thema geworden: Elders hatte den Zorn der christlichen Rechten und vieler Republikaner nicht nur durch ihre kompromißlose Befürwortung des Rechts der Frau auf Schwangerschaftsabbruch geweckt, sie plädierte zudem dafür, an Schulen Kondome zu verteilen, um die wachsende Zahl von Schwangerschaften bei Teenagern einzudämmen — ein Ziel, das konservative Christen ausschließlich mittels sexueller Enthaltsamkeit erreichen wollen. Als Elders bei einer Aids-Konferenz in New York die Diskussion über Masturbation zur Aids-Prävention an den Schulen für sinnvoll erklärte, legte ihr das Weiße Haus auf Druck der konservativen Opposition das Rücktrittsschreiben auf den Tisch.

Mit der Nominierung von Foster hatte die Clinton-Administration nun gehofft, einen genehmeren Kandidaten präsentieren zu können. Der Arzt hatte sich in Tennessee einen Namen gemacht mit einer Kampagne gegen Teenage-Schwangerschaften, in der wenig von Kondomen, aber viel von Sitte und Moral gesprochen wird. Doch am Ende fiel Fosters Nominierung dem Umstand zum Opfer, daß zwei republikanische Präsidentschaftskandidaten — Fraktionsführer Bob Dole sowie der texanische Senator Phil Gramm — derzeit um die Unterstützung der christlichen Rechten um Pat Robertson werben. Die Wahl Fosters zu blockieren war dafür eine willkommene Geste. Das Thema Abtreibung ist damit wieder in den Vordergrund des kommenden Wahlkampfes gerückt.