■ Grün-Schwarz im Westen
: Das Ende der Politik

„Janz Berlin is eene Schmiere“, hieß das Motto der Alternativen Liste nach der Aufdeckung des Antes-Skandals 1984. Am dollsten geschmiert und geschoben wurde freilich in Charlottenburg, dem politisch-materiellen Heimatbezirk der CDU. Hier schüttelten sich die Baulöwen die Hände, während Antes die seinen aufhielt, und Parteifreund Eberhard Diepgen legte seine Hände später für Antes ins Feuer. Daß ein unbestechlicher Christdemokrat im Westen Westberlins eine statistische Minderheit ist, mußte wohl auch der Rechtsamtsleiter Gosten erfahren, der maßgeblichen Anteil an der Aufdeckung des Antes-Skandals hatte und 1991 schließlich entnervt aus der CDU austrat.

Wenn die Enkel der Alternativen Liste heute im Bündnis mit der CDU die Enkel von Antes freisprechen, heißt das nicht, daß die Baulöwen rechts und links des Kurfürstendamms und ihre Partner in den Amtsstuben plötzlich zu Saubermännern mutiert sind. Es belegt lediglich den Wandel in der Politik der Charlottenburger Grünen, die Interessen der eigenen Klientel über die einstige politische Moral zu stellen. Damit haben sich die Charlottenburger Grünen nicht nur an die Seite der CDU gestellt, sondern auch in Konflikt mit dem SPD-Baustadtrat Dyckhoff gebracht. Trotz vieler Versäumnisse, die man Dyckhoff – wie auch den Baustadträten anderer Bezirke – nachsagen kann, steht gerade er in Cahrlottenburg für einen höheren Wohnanteil, für das Charlottenburger Modell von Leben und Arbeiten in der westlichen City. Wenn man so will, vertritt Dyckhoff damit als einer der wenigen noch den Geist der alten AL. Vieleicht ist das der Grund, warum ihn die Grünen von heute unbedingt ablösen wollen. Mit dem ursprünglichen Anliegen ihrer Politik hat das freilich nichts mehr zu tun. Uwe Rada