Vorhang zu für Rot-Grün in Frankfurt

■ Bei den Oberbürgermeisterwahlen siegt die CDU-Frau Petra Roth über Andreas von Schoeler (SPD)

Frankfurt/Main (taz) – Petra Roth, CDU-Herausforderin des zurückgetretenen Frankfurter Oberbürgermeisters Andreas von Schoeler (SPD), strahlte gestern abend schon eine halbe Stunde nach Schließung der Wahllokale. Sie ist mit über 50 Prozent die klare Siegerin der ersten Oberbürgermeisterdirektwahl in der Main-Metropole. Weniger als 47 Prozent der Stimmen reichen Schoeler nicht zum Wiederregieren. Damit entzogen die Frankfurter WählerInnen nicht nur dem seit sechs Jahren regierenden rot-grünen Bündnis, sondern auch einer zerstrittenen SPD das Vertrauen.

Die 51jährige populistisch geübte ehemalige Arzthelferin Petra Roth, die als Außenseiterin angetreten war, hatte es dagegen verstanden, in ihrem Rund-um-die- Uhr-Wahlmarathon immer wieder rot- grüne Programmpunkte aufzunehmen und von der Drogen- bis zur Finanzpolitik publikumswirksam um Sicherheit und Ordnung anzureichern. Schoeler hatte im März dieses Jahres abgedankt und damit die Wahl möglich gemacht, weil vier in seiner Partei vermutete Abweichler dem Bündnis die Gefolgschaft verweigert hatten.

Die übrigen neun AnwärterInnen auf die Stadtführung erreichten zusammen nicht einmal drei Prozent. Auch der derzeit im Knast sitzende NPD-Kandidat Günter Deckert übersprang die Einprozentmarke nicht. Mit kaum 50 Prozent Wahlbeteiligung hielten sich die 383.000 wahlberechtigten FrankfurterInnen gestern bei bedeckt-warmem Wetter mit ihrem Wählerwillen nicht ganz so zurück, wie pessimistische Vorab-Prognostiker vermutet hatten, waren aber dennoch kreuzchenmüder als bei der Europawahl.

Noch am Tag zuvor hatte die SPD versucht, ihre eigene Klientel mit roten Nelken und Info-Ständen zur Wahl zu locken und zu mahnen. Die Grünen hatten auf einen eigenen Kandidaten verzichtet und ihre StammwählerInnen um die Stimmen für Andreas von Schoeler angefleht, gedroht und unermüdlich für „Wahlhilfe“ geworben. Für sie ging es in Frankfurt nicht nur um ihre vier DezernentInnen, sondern auch um die Vermeidung einer möglichen und bundesweit beispielhaften schwarz-roten Koalition.

Schon im Vorfeld hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung gefragt, was eigentlich sich durch die Bürgermeisterwahl ändern werde, wenn nur „ein Mann, der nichts verändern, und eine Frau, die nichts bewegen kann“, zur Auswahl stünden. Die Mehrheitsverhältnisse im Frankfurter Stadtparlament bleiben nämlich, unabhängig von der OB-Wahl, bis zur Kommunalwahl im Jahre 1997 bestehen. Petra Roth fehlen im Zweifelsfall drei rot-grüne Stimmen. Roth selbst strebt im Stadtrat wechselnde Mehrheiten an. Ob es denn jetzt in Frankfurt dazu kommt oder eine schwarz-rote Koalition ansteht, müssen die nächsten Wochen zeigen. Heide Platen