■ Das Portrait
: Siebenschläfer

Das Tierchen sieht aus wie eine zu groß geratene Maus, die mit dem buschigen Schwanz eines Eichhörnchens zur Welt gekommen ist. Im Sommer treibt es sich in Europas Gärten und Parks herum, im Winter schläft es – und zwar gleich sieben bis neun Monate pro Jahr, je nach Wetter. Wetterfühlig könnte diese Eigenart genannt werden. Doch sehr viel mehr hat der Siebenschläfer denn auch nicht mit dem gleichnamigen Tag zu tun.

Der geht vielmehr auf eine christliche Legende zurück, nach der sieben Jünglinge anno 251 als Christen verfolgt wurden und sich in ihrer Not in eine Höhle bei Ephesos flüchteten. Zu ihrem Schutz mauerten sie sich ein und fielen prompt in einen tiefen Schlaf. Fast 200 Jahre später – just am 27. Juni anno 446 – wurde die Höhle geöffnet, die sieben Jünglinge erwachten, bezeugten kurz ihre Auferstehung von den Toten und starben anschließend. Seither – so die Bauernregel – entscheidet sich das Schicksal des Sommers genau am heutigen Tag. Und der, da sind sich die Meteorologen einmal einig, ist sommerlich warm – schauen Sie einfach aus dem Fenster.

„Siebenschläfer find ich gut“, meint auch Jörg Kachelmann. Der vortagesschauliche ARD-Wettermann prognostiziert denn auch mit 61prozentiger Wahrscheinlichkeit einen sonnenreichen, warmen Sommer. Am Alpenrand sieht's sogar noch besser aus. „Nur an Nord- und Ostsee hat der Siebenschläfertag keine Vorhersagekraft, da steht's fifty-fifty.“ Kachelmann sagt's und bekennt dann freimütig: „Eigentlich ist mir das Wetter scheißegal.“

Sieben Wochen Sonne? Find' ich gut! Foto: AKG Berlin

Ganz so prognostizierfreudig wie der Schweizer gibt sich nicht jeder Meteorologe. „Dafür ist die Atmosphäre ein viel zu kompliziertes System“, meint Gerd Saalfrank vom Wetteramt Potsdam. „Und eigentlich ist am 27. Juni ja auch gar nicht Siebenschläfer.“ Denn anno 1582 verfügte Papst Gregor XIII. eine Kalenderreform. Zehn Tage im Oktober wurden einfach gestrichen, aus dem Julianischen Kalender wurde der Gregorianische. „Seither ist Siebenschläfer also eigentlich am 7. Juli“, erläutert Saalfrank. Sicher ist sich der Wetterämtler nur, daß es diese Woche schön bleibt. Immerhin ist er Wissenschaftler. Und da gelten tumbe Bauernregeln eben nicht. Oder doch? „Na ja“, räumt er ein, „irgendwie ist an Siebenschläfer schon was Wahres dran.“ Karin Flothmann

„Wie das Wetter am

Siebenschläfertag, so es sieben

Wochen bleiben mag.“ (Bauernregel)