Heftig verschmelzen sie auf den Schienen

■ Einspruch gegen Bahn-Fusion AEG/ABB / Waggonbau verkauft

Brüssel/Berlin (taz/dpa) – Die Kartellbehörde der Europäischen Union hat gestern Einspruch erhoben: Der geplante Zusammenschluß der Bahnsparten von AEG Daimler-Benz und Asea Brown Boveri (ABB) würde den Wettbewerb stark gefährden. Das neue Unternehmen mit dem trendigen Namen „ABB Daimler-Benz Transportation“ wäre der größte Anbieter der Welt für Hochgeschwindigkeitszüge, Nahverkehrs- und Straßenbahnen genauso wie für die betreffenden Signalsysteme und elektrischen Anlagen.

Das neue Unternehmen soll seinen Sitz in Berlin haben und 22.000 Menschen in 40 Ländern beschäftigen. Daimler zahlte den Schweden 1,3 Milliarden Mark für die Fusion. Geschäftsführer soll der ABB- Manager Kaare Vagner werden, AEG-Chef Stöckl wird dafür der Aufsichtsratschef der neuen Firma. Im laufenden Jahr haben die Bahnsparten von AEG und ABB zusammen etwa 8 Milliarden Mark Umsatz.

Das gewisse Schaudern kommt für die Brüsseler Kartellbehörde vor allem vom deutschen Markt. Der einzige verbleibende Konkurrent von AEG und ABB ist hier der nicht gerade wegen seiner offenen Informationspolitik bekannte Siemens-Konzern. Der dritte wichtige europäische Anbieter, GEC- Alsthom, ist in Deutschland verhältnismäßig wenig präsent.

Nicht nur bei den Lokomotiven- und Signalbauern dreht sich der Unternehmensringelreihen. Auch das ehemalige DDR-Eisenbahnkombinat Deutsche Waggonbau AG (DWA) mit Sitz in Berlin ist nun endgültig an die Investmentgesellschaft Advent verkauft worden. Der Verwaltungsrat der Treuhand-Nachfolgerin BVS stimmte dem Deal gestern rückwirkend zum 1. Januar zu. Mit dem Verkauf an die Bostoner Gesellschaft ist das letzte ostdeutsche Großunternehmen privatisiert. Kartellbehörde und Bundesfinanzministerium müssen zwar noch zustimmen, doch werden keine Einsprüche erwartet.

Die Advent International Corporation verfügt über ein Fondskapital von 4 Milliarden Mark. Bis Ende 1997 garantiere die Advent laut BVS Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe; allein bis 1996 sollen es rund 200 Millionen Mark sein. Von den derzeit rund 5.600 ArbeiterInnen bei der DWA erhalten 2.400 eine Jobgarantie. Die Standorte Bautzen Niesky, Görlitz, Vetschau und Berlin bleiben. Die Waggonproduktion in Dessau wird jedoch Ende Juni eingestellt.

Die DWA baute früher vor allem Liegewagen für die russische beziehungsweise sowjetische Staatsbahn. In den letzten Jahren stellte sie die Produktion um auf westliche Märkte und konnte schon Aufträge für S-Bahnen und den ICE an Land ziehen. Der Umsatz lag im letzten Jahr bei einer Milliarde Mark. rem