Steuertips gegen „Asylanten“

In den populären Steuerratschlägen des „Kleinen Konz“ steckt handfeste Ausländerfeindlichkeit / „Für uns war es ein Gag“, sagt der Co-Autor heute / Dem Verlag ist es peinlich  ■ Aus Berlin Annette Rogalla

Berlin (taz) – Franz Konz, der ehemalige Steuerinspektor aus Köln, gilt als Rauhbein in der Branche. Seit gut zehn Jahren verdient sich „Onkel Konz“, wie sich der Rächer der vom Fiskus Gebeutelten gerne nennt, mit Büchern wie den „1000 ganz legalen Steuertricks“ eine goldene Nase. Mit derben Sprüchen spart er nicht bei seinen Steuerspar-Ratschlägen. Den Lesern bietet er kumpelhaft das Du an. „Ich bin ein Mann des Volkes, ich rede wie das Volk.“ Die populistische Masche kommt an.

Vier Millionen Mal wurden die „1000 Tricks“ verkauft, und auch das Arbeitsbuch, der „Kleine Konz“, läuft gut. Aus dem Programm und der Bilanz des Knaur- Verlages ist der 69jährige nicht mehr wegzudenken. „Für uns ist er eine feste Umsatzgröße“, sagt Pressechefin Martina Hummel.

Der Kassenschlager bekommt ein mieses Image. In der neuesten Ausgabe des „Kleinen Konz“ gibt sich der Bestseller als Ausländerfeind. Die „guten Zeiten“, in denen erstattete Fahrtkosten steuerfrei waren, seien vorbei. Denn: „der Fiskus braucht Kohle – für den Aufbau im Osten, aber auch für inzwischen über 400.000 Wirtschaftsasylanten, die nach dem Willen unserer Regierung nicht vergrault und deshalb gut versorgt werden sollen“. In bester Rep-Manier heizt Konz die Stimmung an. „Wirtschaftsasylanten“ seien „maßgeblich“ verantwortlich für hohe Kriminalitätsraten „auf den Gebieten des Menschenhandels und der Taschendiebereien“.

Was Konz als Begründung seiner Steurtricks vorträgt, wird auch bei Knaur als geistige Brandstiftung angesehen. Cheflektorin Dorothee Grisebach ist die Angelegenheit „unendlich peinlich“. Konz soll zu einem „mahnenden Gespräch“ in den Verlag einbestellt werden. Der zuständige Lektor wurde angesetzt, die kommende Ausgabe Wort für Wort auf politisch korrekten Sprachgebrauch zu durchforsten. Üblicherweise bekommt er lediglich die Passagen zu sehen, deren steuergesetzliche Grundlagen sich ändern.

Franz Konz indes sieht der mündlichen Abmahnung gelassen entgegen. Die Formulierung der inkriminierten Passage sei „ein bißchen unglücklich gelaufen“, aber schließlich sei er auch bei Knaur bekannt für seine „starke Meinung“. Fremdenfeindliche Töne will er nicht von sich gegeben haben. „Wie auch? Ich bin mit einer Philippina verheiratet.“

Eigentlich hat Franz Konz das alles nicht so gemeint. „Eigentlich wollte ich sagen, daß der Staat diese Leute zu Faulenzern erzieht, weil sie nicht arbeiten dürfen.“ Und wer nicht arbeite, der werde kriminell, meint Konz. Und weiß Rat. Einen Arbeitsdienst für Asylbewerber würde er einführen. „Warum sollen die nicht Unkraut jäten, dann bräuchten wir kein Gift in der Landwirtschaft.“ Den Gedanken an einen Reichsarbeitsdienst findet er gar nicht so abwegig. „Das war gar keine so schlechte Einrichtung.“

Konz ein Ewiggestriger? Er selbst würde sich eher als „ausgesprochen staatsverdrossen“ bezeichnen. Er saß bereits im Gefängnis – unter anderem wegen Beleidigung von Finanzbeamten und Aufforderung zur Steuerhinterziehung. Vor knapp 30 Jahren warb er vollmundig für sein Werk „Steuertips“ mit der Parole: „Soll man eine Bombe ins Finanzamt werfen?“ „Onkel Konz“ schreibt nicht allein. An seiner Seite arbeitet Friedrich W. Borrosch, der soll die fremdenfeindlichen Sätze geschrieben haben. „Stimmt“, sagt der 60jährige SPD-Wähler und Frühpensionist aus dem Finanzamt Münster, „für uns war es ein Gag.“