Betr.: Reichstagsverhüllung

Eine Fata Morgana in lauer Sommernacht: Auf der Silberfolie erschienen kurz vor 1 Uhr dunkle Schatten. Dann gingen die Strahler aus, im gleichen Moment verstummten die laut über den Platz hallenden Rhythmen, zu denen Reichstags-Fans eben noch tanzten. Langsam wurden auf dem Polypropylenmaterial die Konturen deutlicher, nach einer Minute war er klar zu erkennen: der unverpackte Reichstag in Originalgröße. Die Menschen waren erst stumm, dann jubelten sie über die Doppel- Kunst. Neben ihrem Groß-Projektor freuten sich die beiden Tübinger Künstler Friedrich Förster und Peter Eitle über ihr Werk. „Das ist nicht gegen Christo und Jeanne- Claude, das ist eine Art von Kommunikation mit ihnen“, erklärten sie ihr zehnminütiges Projekt. Christo ahnte nichts, der lag im Bett, denn seine Schicht begann um 5 Uhr früh: Mehrere tausend Fans schlängelten sich zweimal um den Reichstag, um zur frühen Stunde ein Autogramm von Berlins meistgefragtem Mann zu bekommen.Nina Kaden

Foto: Suzanna Lauterbach