■ Press-Schlag
: Sommerfußball

Was sind die Deutschen doch für ein gründliches und pflichtbewußtes Volk. Sogar den als UI-Cup getarnten Urlaubs-Pokalwettbewerb, für den fast alle anderen Länder höchstens ein müdes Lächeln übrig haben, betrachten sie als eine mit Fleiß und Einsatz zu erfüllende Aufgabe.

Als der europäische Fußballverband UEFA die althergebrachte Intertoto- Runde, bei der jeden Sommer, wer gerade Lust hatte, die eingerosteten Knochen ein wenig über den Rasen schleppte, durch die Ausspielung zweier UEFA-Cup- Plätze aufzuwerten suchte, erhob sich gesamteuropäisches Wehklagen. Die Italiener und Spanier machten überhaupt nicht mit, die Franzosen eher ungern, und die Engländer mußten von ihrem Verband förmlich zur Teilnahme geprügelt respektive mit finanziellen Anreizen geködert werden. So setzte sich das Teilnehmerfeld im wesentlichen aus Klubs zusammen, die sonst nicht so oft dazu kommen, gegen auswärtige Gegner zu spielen, und es eignete sich eigentlich besser für ein munteres Städteraten als für einen fußballerischen Cup- Wettbewerb. Da fanden sich zum Beispiel die Klubs Patrick Thistle aus Schottland, HB Thorshavn von den Färöer Inseln, Ton Pentre aus Wales, Tärvis Pärnu aus Finnland, ein FC Farul Constanza oder Hapoel Petach Tikva aus Israel, um nur einige wenige der ominöseren zu nennen. Und natürlich die vier deutschen Teams Bayer Leverkusen, Karlsruher SC, 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt, die zwar auch gejammert hatten, die Sache aber halbwegs wichtig nahmen und folgerichtig das Achtelfinale erreichten.

Leverkusen (2:0 bei Famagusta Larnaca) und Karlsruhe (6:1 gegen Gornik Zabrze) qualifizierten sich relativ souverän, Frankfurt (1:2 gegen Vorwärts Steyr) als einer der vier besten Gruppenzweiten eher glücklich, und Köln profitierte vom Desinteresse der Tottenham Hotspurs, die vom englischen Verband erst mittels 200.000 Pfund zur Teilnahme am UI-Cup bewegt werden konnten. Das Geld nahmen sie dankend, nach Köln schickten sie eine Nachwuchsmannschaft, während das A-Team für noch mehr Geld in Dänemark spielte. Köln gewann mit 8:0, was nicht nur Manager Bernd Cullmann („So hat der UI- Cup keine Zukunft“) peinlich fand, sondern vor allem die ARD, welche die Fußball-Farce live übertrug, weil sie ja sonst nichts hat.

Bis zur begehrten UEFA- Cup-Teilnahme sind nun mit Achtelfinale, das heute ausgelost wird, Viertelfinale und Halbfinale, das am 8. und 22. August sogar mit Hin- und Rückspiel ausgetragen wird, immer noch vier Spiele zu absolvieren. Die größte Angst der Bundesliga-Vereine formuliert stellvertretend Kölns Trainer Morten Olsen: „Ich hoffe nur, daß wir nicht gegen eine deutsche Mannschaft spielen.“ Die könnte die Sache nämlich tatsächlich ernst nehmen. Matti