Das Portrait
: Moralische Instanz

■ Olusegun Obasanjo

General Olusegun Obasanjo ist eine positive Ausnahme unter Afrikas Ex-Machthabern. Als einziger Führer einer Militärregierung trat er 1979 freiwillig zurück und überließ dem gewählten Präsidenten Alhaji Shehu Shagari seinen Platz. Zuvor hatte er mit der Erarbeitung einer neuen Verfassung und der Zulassung politischer Parteien die Demokratisierung Nigerias auf den Weg gebracht. Indem er seine Ankündigung wahr machte, den Machtwechsel in Nigeria friedlich zu vollziehen, verschaffte sich Obasanjo weltweite Anerkennung.

In den darauffolgenden Jahren war er erfolgreich als internationaler Vermittler tätig. Unter anderem trug er entscheidend zu einer Lösung der Konflikte in Namibia, Angola und Südafrika bei. So wird es in erster Linie dem Verhandlungsgeschick des Nigerianers angerechnet, daß der kubanische Staatschef Fidel Castro seine Truppen aus Angola ohne Gesichtsverlust abziehen konnte.

Der Militärputsch 1983 setzte den Hoffnungen Nigerias auf Demokratisierung ein jähes Ende. Freie und faire Wahlen gab es erstmals wieder vor zwei Jahren. Das Militärregime annullierte jedoch die Wahl und verhaftete den Wahlsieger Moshood Abiola, als dieser sich ein Jahr später selbst zum legitimen Staatschef Nigerias ernannte. Obasanjo, ansonsten ein scharfer Kritiker des Militärregimes, bezog damals nicht öffentlich Stellung für Abiola. Diese Zurückhaltung kostete ihn, der als moralische Instanz seines Landes galt, einen Teil seiner Popularität.

Olusegun Obasanjo Foto: taz-Archiv

Jetzt braucht der 58jährige ehemalige Staatschef selbst prominente Fürsprecher. Zusammen mit 39 Militärs und Zivilisten wurde er verdächtigt, an einem Putsch am 1. März dieses Jahres beteiligt gewesen zu sein. Der Verhaftung Obasanjos, der zuvor in der Verfassungskommission Nigerias mitarbeitete, folgte die Anklage vor einem Geheimtribunal. Weder über die näheren Umstände des Putsches noch über den Prozeßverlauf wurde näheres bekannt.

Die Anklage gegen Obasanjo hat international starke Proteste ausgelöst. Neben verschiedenen Menschenrechtsorganisationen setzten sich UN-Generalsekretär Butros Ghali, Nelson Mandela sowie Außenminister Klaus Kinkel für eine Freilassung des Generals ein. Bisher ist noch keine Entscheidung über die Höhe der Haftstrafe für Olusegun Obasanjo gefallen. Das letzte Wort hat wie immer das Militärregime. Andrea Oster