Vom Dalai Lama bis zu Patti Smith

■ Internationale Friedensuniversität in Berlin und Potsdam nimmt Gestalt an

Totgesagte leben länger. Allen Unkenrufen zum Trotz scheint sie nun doch Gestalt anzunehmen, die Internationale Friedensuniversität in Berlin und Potsdam.

Mit der gestrigen Pressekonferenz im Palais am Festungsgraben bekräftigten die Organisatoren der Fördergemeinschaft zur Gründung einer Friedensuniversität ihr Festhalten am 1. Oktober als dem Gründungsdatum der Friedensuniversität in Berlin und Potsdam.

Gleichzeitig präsentierten sie dort das Programm der Sommeruniversität, die im Vorfeld einen konzeptionellen Rahmen für die Friedensuniversität erarbeiten will und vom 1. bis 30. September in Berlin und Potadam stattfindet. 700 TeilnehmerInnen haben sich bisher für das vierwöchige Programm angemeldet. 474 Veranstaltungen mit Teilnehmern wie dem Dalai Lama, Robert McNamara, Patti Smith, Peter Maffay und unzähligen anderen Vertretern aus Wissenschaft, Kultur und Politik sollen dafür sorgen, daß „Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen in einen Dialog treten, um zu einer gemeinsamen Sprache zu finden“. Das sagte Uwe Moravetz, Vorsitzender der Fördergemeinschaft zur Gründung einer Friedensuniversität (FGF) und Hauptinitiator des Projektes. Darüber hinaus soll auf offenen Foren ein Konzept für die Friedensuniversität erarbeitet werden. „Wie das letztlich aussieht, hängt entscheidend von den Teilnehmern der Sommeruniversität ab.“ Ziel sei es jedoch, einen Studiengang mit einer „ganzheitlichen“ Sichtweise zu entwickeln.

„Wir appellieren an die Mündigkeit der Teilnehmer.“ Man wolle kein passives Konsumieren der Veranstaltungen, sondern aktives Gestalten, betonte auch Dr. Alf Ammon, Mitglied im Vorstand der FGF. Auf das ehrgeizige Projekt der Friedensuniversität angesprochen, meinte Moravetz: „Vielleicht sind wir ein bißchen wahnsinnig, aber ich glaube, das gehört zu Visionen dazu.“

Die Friedensuniversität soll später an internationalen Plätzen ihre Veranstaltungsorte haben. Die FGF, die bereits im Jahre 1991 ihre Arbeit aufnahm, war im Vorfeld immer wieder heftig kritisiert worden. Wiederholt berichteten Zeitungen, viele der Prominenten wüßten gar nichts von ihrer Teilnahme und würden folglich auch keine Veranstaltungen abhalten.

Wie Moravetz gestern jedoch versicherte, hätten zumindest alle im Veranstaltungsverzeichnis genannten Personen ihr Kommen zugesichert. „Ob sie tatsächlich kommen, weiß nur Gott, und dem vertrauen wir.“ Auch die Finanzierung sei entgegen den Presseberichten gesichert, betonte Marie- Luise Schwarz-Schilling, Ehefrau des Ex-Postministers und Schatzmeisterin der Fördergemeinschaft. So hätten die Kosten von ursprünglich acht Millionen Mark auf eine Million gedrückt werden, da Räumlichkeiten wie beispielsweise das Berliner Kulturzentrum Tempodrom kostenlos zur Verfügung gestellt wurden. Außerdem hätten alle Referenten auf Honorare verzichtet und zahlreiche Privatpersonen durch Spenden zur Finanzierung mit beigetragen. „Wir werden auf jeden Fall mit einem Plus abschließen“, so der zuversichtliche Kommentar von Uwe Moravetz.

Dem Projekt habe die negative Berichterstattung durch die Medien sehr geschadet, klagten gestern die Organisatoren. Viele Teilnehmer und auch Referenten seien dadurch verunsichert worden und hätten sich von dem Projekt distanziert.

Daß die Organisatoren mit ihrer Idee von Anfang an auf soviel Ablehnung und Feindseligkeit aus den Reihen der Medien gestoßen seien, könne sie nicht verstehen, meinte zum Schluß Irene Moessinger vom Tempodrom, einem der Veranstaltungsräume der Sommeruniversität. „Es ist für mich wirklich ein Phänomen, mit wieviel Angst hier in Deutschland auf diese Idee reagiert wurde.“ Michael Gerster