Lokalkoloratur

„Wäre ich ein Boxer, müßte ich sagen, daß ich seither fünfzig Mal am Boden lag und jedesmal erst bei neun wieder auf die Beine kam.“ Ivar Buterfas ist nicht der Erfinder der Bescheidenheit. Wenn Name-Dropping eine zugelassene Olympia-Disziplin wäre, dann müßte er spätestens für seine soeben erschienenen Memoiren „Sunny Goi“ eine Goldmedaille bekommen. Wann er mit Gorbatschow ein Sektchen schlürfte, mit Bundeskanzler Kohl ein Schwätzchen hielt und warum er mit Wolf Biermann die Höhen und Tiefen des Lebens durchsprach – auf den 300 Seiten läßt der 63jährige nichts aus. Natürlich auch nicht sein unbeirrbares Engagement für den Wiederaufbau der St. Nikolaikirche. Der „Sunny Goi“ – Jiddisch für Nichtjude, denn Buterfas ist Sohn eines Juden und einer Christin – hat nicht immer in Prominenz gebadet. Nach dem Krieg, den die ganze Familie wie durch ein Wunder überlebte, fing er klein an und wollte offenbar hoch hinaus – bis zum Papst genauer gesagt. Welche VIP dafür sorgte, daß er 1994 das Bundesverdienstkreuz bekam, hat er nicht geschrieben. sim