„Im Irrgarten der Spekulanten“

■ Ex-Hafenstraßen-Anwalt Rainer Blohm mag sich von Mandanten aus dem Umfeld der Scientology-Sekte einfach nicht trennen Von Thomas Koch

Rainer Blohm war empört über solch „fiesen“ und „wirklich übel“ aufgemachten „Schweinejournalismus“. Weil die taz berichtet hatte, daß Blohm für die Oldesloer Immobilien-Firma „besttor“ und ein weiteres Wohnungsunternehmen arbeitet, die sich bei ihren Umwandlungsaktivitäten der Hilfe von scientologischen „Mieterberatern“ bedienen, fühlte sich der schon legendäre Ex-Hafenstraßen-Anwalt in ein völlig falsches Licht gerückt. Blohm dementierte eilfertig, was die taz nie behauptet hatte: „Ich bin kein Scientologe.“

Zu seiner Entschuldigung brachte der Anwalt am 23. Juni – dem Erscheinungs-Tag des taz-Berichts – vor, ihm sei „nicht bekannt“ gewesen, „daß es sich“ bei seinen Mandanten „um Scientology-Firmen handelt“. Und: „Ich habe die Mandate inzwischen niedergelegt.“

Hat Blohm nicht. Der „Retter der Hafenstraße“ ist für die „besttor“, die in der Allerstraße in Berlin-Neukölln – unter anderem mit Hilfe der bekennenden Scientologin Kirsten Bringel – seit Monaten Mietwohnungen in Eigentum umwandelt, aktiver denn je. Obwohl Blohm – spätestens seit der taz-Veröffentlichung – bekannt ist, daß sich die dortigen MieterInnen von den Umwandlungs-Profis „unter Druck gesetzt“ fühlen, eine Hausbewohnerin gar eine telefonische Morddrohung erhielt, rühmt er sich, „die Interessen der Firma besttor“ zu vertreten. Den Allerstraßen-BewohnerInnen, die mit Transparenten auf die Umwandlungsgeschäfte im Dunstkreis der Sekte aufmerksam machten, drohte Blohm im Oktober wiederholt „gerichtliche Schritte“ an, wenn die störenden Spruchbänder nicht binnen einer Woche verschwänden.

Darüber hinaus zählt Blohm inzwischen auch den noch immer im Grundbuch eingetragenen Vorbesitzer der Allerstraßen-Häuser, Robert Boehm, zu seinen Mandanten. Der Mann ist Scientology-ExpertInnen wohlbekannt. Nach Recherchen des Münchner Magazins Focus hat Boehm in der Vergangenheit mit Götz Brase, dem prominentesten Wohnungsumwandler aus den Reihen der „Scientology-Church“, „in Hamburg gemeinsam eine Immobilienfirma betrieben“.

Noch heute sind Brase und Boehm geschäftlich eng miteinander verbunden – und versuchen , diesen Umstand zum Wohl ihrer Geschäfte zu vertuschen. In einem der taz vorliegenden internen Schreiben Brases „an alle Mitarbeiter“ seines Umwandlungsimperiums heißt es: „Um zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten zu haben, haben wir angefangen, mit Herrn Boehm zu arbeiten. Es ist wichtig, daß nach außen hin nicht erkennbar ist, daß ich etwas mit Herrn Boehm zu tun habe.“ Auch Blohm blieb die Brase-Boehm-Connection – trotz zahlreicher diesbezüglicher Medien-Veröffentlichungen – bislang anscheinend verborgen. Er hält die Hinweise von MieterInnen, Boehm habe „etwas mit Scientology zu tun“, für „unzutreffende Unterstellungen“.

Garantiert keine Unterstellung: Schon früher scheute sich Blohm nicht, Immobilien-Geschäfte mit Götz Brase – der die Hamburger Filiale der weltweit tätigen Scientology-Wirtschaftsorganisation „WISE“ leitet – zu machen. Bereits 1990 reichte der „Retter der Hafenstraßen-Häuser“ nach eigenem Bekunden mindestens eine ihm „durch einen Familienangehörigen zugewendete“ Wohnung in der Rellinger Straße (Eimsbüttel) an die „Götz Brase KG“ weiter.

Der „Mieterverein zu Hamburg“ hatte Blohm nach Bekanntwerden der zweischneidigen Geschäfte damals mitgeteilt: „Wir hoffen, daß sie inzwischen aus dem unappetitlichen Irrgarten der Wohnungsspekulanten wieder herausgefunden haben.“ Doch manche Hoffnung, so scheint es, trügt.