Kommentar
: Großbürgerpflicht

■ Erinnerungen an die Ampel

Irgendwie haben wir das schonmal gehört: Da sitzen die Saatsräte beieinander und kloppen sich wie die Brunnenputzer. Heraus kommt fast nichts – außer Rosi-Roland-verdächtigen Einzelheiten. Da überrascht der eine Staatsrat (CDU) die von der anderen Fakultät mit einer Putsch-Vorlage. Was passiert? Der andere Staatsrat (SPD) setzt die (fußballerisch gesprochen) Blutgrätsche an und mäht seinen Widersacher mit der Idee nieder, dessen Amt solle doch besser aufgelöst werden.

Sehr putzig, nur will das aber so gar nicht in das Schmusebild passen, das die Herren Scherf und Nölle so gerne verbreiten. Senatsschnack: Das vierbeinige Harmonium. Die Geschichte erinnert doch sehr an die dreieinhalb Ampel-Jahre. Es fehlt nur ein wesentliches Element: Wo bleiben die Anheizer? Wo bleiben die Analog-Schlagzeilen zum „Ampel-Gehampel“, wo die gepfefferten Kommentare aus der Handelskammer, von den City-Kaufleuten, die doch so gerne Zeter und Mordio geschrieen haben, die Stadt werde niederregiert? Auf die können wir lange warten. Schließlich haben die Herrschaften ihr Ziel erreicht und ihre Lieblinge in den Senat und die Ampel totgemault. Jetzt ist Ruhe im Karton allererste Großbürgerpflicht.

Daß die Große Koalition jetzt verampelt, das ist sicher kein gutes zeichen, daß in Bremen Politik so funktioniert, das sicherlich aber auch nicht. Jochen Grabler