Vulkan gezielt totgequatscht

■ Verbund sieht sich als Opfer einer „Welle von Falschmeldungen“ / Krisengespräche allerorten / Aktien wieder abgerutscht

Die Bremer Vulkan Verbund AG gerät an den Aktienbörsen zunehmend in Bedrängnis. Am Dienstag erlebte der Konzern zum dritten Mal innerhalb weniger Tage einen Kurssturz seiner Aktie. In Frankfurt rutschte sie zur Vorbörse von 39,50 Mark auf 34 Mark und bei der Bremer Wertpapierbörse auf 35 Mark. Gleichzeitig kursierten Berichte, wonach der Konzern von November an keine Löhne mehr zahlen könne und Bankenkreise noch in diesem Jahr mit einem Konkurs des Unternehmens rechneten. Vulkan-Vorstand und der Betriebsrat dementierten die Berichte energisch als „Falschmeldungen“.

Bereits am Montag war die Aktie in Bremen von 45 Mark um mehr als fünf Mark abgesackt. Der Höchstkurs in diesem Jahr betrug 97 Mark. Besonders betroffen davon wäre Mecklenburg-Vorpommern, wo der Vulkan einer der größten privaten Arbeitgeber mit rund 6.000 Beschäftigten ist. Zum Vulkan Verbund AG gehören in Mecklenburg-Vorpommern die Werften in Wismar und Stralsund sowie in Rostock die Neptun-Industrie und das Dieselmotorenwerk.

Ein Vulkan-Sprecher sagte, der Vorstand prüfe derzeit juristische Schritte gegen Medien wegen seiner Ansicht nach geschäftsschädigender Berichterstattung. Die jüngsten Meldungen seien „vorläufiger Höhepunkt einer Welle von Falschmeldungen“. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebs, Karl-Heinz Schönberger, vermutete hinter den „gezielten Gerüchten“ den Versuch, dem Unternehmen zu schaden.

Aus Vulkan-Kreisen wurden in den vergangenen Tagen Vermutungen laut, potentielle Anleger wollten mit gezielten Kampagnen den Kurs der Aktie drücken, um billig einsteigen zu können. Bremens Regierungschef Henning Scherf wollte weder bestätigen noch dementieren, daß es inzwischen einen potenten Kapitalgeber für den Vulkan gebe.

Vulkan-Chef Friedrich Hennemann wollte am Nachmittag in Schwerin mit Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harald Ringstorff zusammentreffen, um ihm die jüngsten Berichte über die finanzielle Situation des Konzerns zu erläutern. Die Betriebsräte der Vulkan-Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern wollten mit der IG Metall Küste die Lage bei einer Telefonkonferenz erörtern.

Die Vulkan Verbund AG beschäftigte im vergangenen Jahr 25.445 (1993: 28.141) Mitarbeiter. Die Umsatzerlöse erreichten 6,02 Milliarden Mark (6,13). Es wurde ein Konzerngewinn von 26,7 Millionen Mark ausgewiesen (minus 20,9).

dpa

Die Verbund AG gliedert sich in die Sparten Schiffbau, Elektronik und Systemtechnik, in Anlagen- und Maschinenbau sowie in Beteiligungen. Der Konzern unterhält unter anderen Neubauwerften in Bremen, Lübeck, Wismar, Stralsund und Bremerhaven, Reparaturwerften in Bremerhaven und Wilhelmshaven. Beim Anlagen- und Maschinenbau ist er zudem in Rostock, Mönchengladbach und Eberswalde engagiert. Beteiligt ist er ferner mit 50 Prozent an der DSR-Senator Lines GmbH (Bremen/Rostock). dpa