Frauen sind treu im verzweifelten Kampf mit dem Fußball

Untersuchungen des Publikums sind fast so alt wie das Kino selbst. Schon 1913 machte Emilie Altenloh in Mannheim eine Umfrage: „Zur Soziologie des Kinos“. Deren Auswertung belegte, daß Frauen aller Klassen und Schichten und jeden Alters ins Kino gehen, daß deren Geschmack – im Gegensatz zu dem der Männer – ziemlich homogen ist und sie am häufigsten ein wirkliches Interesse an der Qualität der Darbietung haben. Nach Altenloh tut die Branche gut daran, dem Interesse der Frau zu entsprechen, weil deren Wahl häufig auch den Kinogang der Männer bestimmt; denn die folgen meist der Frau oder Freundin.

Seit damals hat sich nicht viel geändert. Die Deutsche Filmförderungsanstalt (FFA) legte jüngst eine umfassende Studie zum Kinobesuch 1994 vor. Dafür waren von der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg 10.000 Personen ab zehn Jahren befragt worden. In der Studie wird eine Steigerung um 18 Prozent ausgewiesen, und es zeigte sich, daß die Kinogängerinnen 51 Prozent der Besucher stellen. Bei einzelnen Filmen beträgt ihr Anteil sogar 76 Prozent („Mr. Jones“). Das heißt, daß Frauen auch als Einzelbesucher aktiviert werden können, wenn etwa Ereignisse wie Fußball die Männer ausfallen lassen. Das Raster ist noch feiner. Es zeigt, daß der Zuwachs der Frauen in der Altersklasse der 10- bis 15jährigen und bei den 40- bis 49jährigen am stärksten war.

Apropos Fußball: Fernsehen und Video konnten dem Kino nie wirklich gefährlich werden, Fußball schon. In Spanien zum Beispiel kämpft José Del Villar, Präsident des spanischen Filmtheaterverbandes, einen verzweifelten Kampf gegen die Kicker. Grund: Fußballübertragungen haben die letzten spanischen Sommer-Kinoeinnahmen (obwohl auch hier mehr Frauen unter den Zuschauern waren) um die Hälfte verringert. Del Villar fürchtet nun, daß in der nächsten Saison viele Kinos schließen müssen. Dann werden nämlich erstmals 22 Teams in der ersten Liga spielen. So viele Frauen, die das auffangen könnten, gibt es in ganz Spanien nicht. Kweg