Auge um Auge, Zahn um Zahn

■ Der Geheimdienst Israels hat nichts dazugelernt

Die Ermordung von Jahja Ajasch ist für den israelischen Geheimdienst ein echter Coup. Ein mit fünfzig Gramm Sprengstoff präpariertes tragbares Telefon zerreißt Israels „Feind Nummer eins“. Das klingt nach James Bond und war also gerade richtig für die seit der Ermordung Rabins angeschlagenen israelischen Sicherheitskräfte. Sicherlich, man hätte ihn auch einfach erschießen können, aber der mörderische Tüftler Ajasch, bekannt als „der Ingenieur“, sollte mit seinen eigenen Waffen geschlagen werden. Eine Frage des guten Stils für einen Geheimdienst.

Politisch könnte sich der Meisterstreich des Geheimdiensts eher als Desaster erweisen. Zwei Wochen vor den palästinensischen Wahlen hat man nur denjenigen einen Dienst erwiesen, die noch immer von Israel als einem militärischen Ziel sprechen. Seit Monaten hat sich die islamistische Hamas-Bewegung zurückgehalten. Hinter der Bühne laufen intensive Verhandlungen darüber, wie sich die militante Bewegung Schritt für Schritt in eine politische Partei verwandeln kann. Angesichts der Wahlen spalteten sich die Islamisten zusehends in eine politische und in eine militärische Fraktion; diejenige des „Ingenieurs“ geriet langsam in die Defensive.

Aber nach Ajaschs Tod hat nicht das militante Hamas-Lager Legitimationsschwierigkeiten, sondern Arafat. Seit Monaten verhandelte seine Selbstverwaltungsregierung, zuletzt vor zwei Wochen in Kairo, über einen Burgfrieden mit Hamas. Das vorläufige Ergebnis war ein ungeschriebenes Stillhalteabkommen. Hamas hat den militärischen Kampf zwar offiziell nicht zu den Akten gelegt, stimmte aber zu, die palästinensische Selbstverwaltung unter Arafat nicht durch Anschläge in „Verlegenheit zu bringen“ und die Wahlen nicht zu blockieren.

Unter diesen Umständen war die Ermordung Ajaschs bestenfalls dumm. Schlimmstenfalls aber beabsichtigt von denjenigen innerhalb der israelischen Politik, die es einfacher finden, ihre Gegner militärisch anstatt politisch zu attackieren. Der Anschlag ist ein weiteres Zeichen dafür, daß für Israels Sicherheitsapparat immer noch das alte Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ gilt. „Es ist nicht gerade die Haltung von Hamas, Blut zu verlieren, ohne Rache zu nehmen“, ließ Hamas- Sprecher Mahmud Az-Zahar als Reaktion auf die Ermordung von Jahja Ajasch in Gaza verlauten. Die Betonköpfe in Israels Geheimdienst scheinen sich in keiner Weise von ihren militanten Gegnern zu unterscheiden. Karim El-Gawhary, Kairo