Pumas sollen nicht beißen

■ Die Berliner Innenverwaltung verhindert durch Mittelkürzungen den Sprung von Studenten des Public Managements (Puma) in die Behörden. 45.000 Mark fehlen

Jetzt mauern sie wieder. Die Innenverwaltung blockiert einen bundesweit beachteten Modellstudiengang für öffentliches Management. Das Pikante daran ist, daß das Innenressort damit den eigenen Nachwuchs knebelt. Die Berliner Bürokratie soll sich zwar in ein öffentliches Dienstleistungsunternehmen verwandeln. Gleichzeitig legt sie aber die Fachhochschulausbildung des dazu nötigen betriebswirtschaftlich gebildeten Verwaltungspersonals auf Eis. Die Zulassung neuer Studenten in „Public Management“ (Puma) ist gestoppt. Grund: Im Jahr 1999 sollen 45.000 Mark fehlen.

Das Geld sollte die Fortführung des Modellstudiengangs „Public Management“ sicherstellen, der seit 1994 existiert. Die Berliner Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege hat sich dafür mit der für Technik und Wirtschaft (FHTW) zusammengetan. In Friedrichsfelde lernen die Puma- Studenten, was das Gemeinwohl ist und daß die vielen Verwaltungsvorschriften der Rechtssicherheit dienen sollen. In Karlshorst wiederum wird den Studenten beigebracht, daß auch öffentliche Kassen kein Füllhorn sind. Das Modell hat mittlerweile Schule gemacht. Bundesweit sprießen Puma-Studiengänge aus dem Boden.

Doch in Berlin sollen die Pumas niemanden beißen. Zwei Studenjahre (1994 und 1995) der kommenden Public-Manager studieren schon fleißig Vorschriften und Bilanzen. Aber der dritte Jahrgang soll nicht wie geplant im April anfangen. Das Problem – da können die StudentInnen viel über Verwaltung lernen – kreist seit einem halben Jahr im Umlauf. Es werde geprüft, so der Sprecher des Innenressorts, Thomas Raabe, „wie der Studiengang zu finanzieren ist“. Exakt geht es dabei um 45.500 Mark – die im Jahr 1999 benötigt würden.

Die betroffenen Hochschulen empfinden das Argument als ärgerlich. Der ganze Modellstudiengang kostet 2,5 Millionen Mark, die obendrein zur Hälfte das Bonner Bildungsministerium bezahlt. Sowohl die Berliner Verwaltungshochschule als auch die Karlshorster FHTW wollen die anteiligen Mittel aufbringen. Aber der Arm der Innenverwaltung reicht weit; ohne ihre Genehmigung fließt keine Mark in das Modellprojekt.

Für die Betriebswirtschaftsprofessorin Brigitte Clemens-Ziegler ist die Blockade angesichts der praktizierten Verwaltungsreformen widersinnig: „Unsere Absolventen werden, wenn die Verbeamterei endlich mal ein Ende hat, auch in den Kernverwaltungen beste Chancen haben.“ Studenten und potentielle Arbeitgeber denken nicht anders: Der Andrang ins Public Management ist groß wie nie: 110 Abiturienten zeigen Interesse an 40 angebotenen Studienplätzen, die zu einem Kaufmannsdiplom führen. Vor allem die kaufmännisch unterbelichteten öffentlichen Arbeitgeber „hätten die Absolventen lieber heute als morgen“ – so Gabriele Roch, wissenschaftlich Referentin des Studiengangs.

Tatsächlich aber geht es gar nicht ums Geld. Kein Mensch kann heute die Ausgabe von 45.000 Mark im Jahr 1999 prüfen. Die Innenverwaltung hindert die Pumas am Sprung in die Bürokratie, weil sie sonst ihre traditionelle Beamtenausbildung umkrempeln muß.

In der druckfrischen Koalitionsvereinbarung ist das zwar festgeschrieben, aber die Bremserfraktion in der Innenverwaltung ist dagegen resistent. Was unter den Puma-Studenten als Gerücht gehandelt wird, ist auf den Fluren am Fehrbelliner Platz ein offenes Geheimnis: „Von denen nehmen wir keinen“, wird aus der Innenverwaltung kolportiert. Kein Wunder: Welche graue Maus liebt den Puma im eigenen Haus? Christian Füller