Weiter Rätselraten um das Cessna-Unglück

■ Schlüsselfigur Hoffmann identifiziert, Absturz nicht von außen verursacht

Im Puzzle um den rätselhaften Absturz einer Cessna am Rosenmontag bei Freilassing, bei dem neun Berliner und ein Potsdamer umkamen, fügt sich jetzt Stück für Stück. Inzwischen scheint klar, warum der Düsenjet aus Tempelhof mit den acht Passagieren und zwei Piloten an Bord nach Salzburg unterwegs war.

Fünf Passagiere sollen nämlich Gläubiger des mehrfach vorbestraften Gottfried Hoffmann gewesen sein. Mit ihren Geldern hatte Hoffmann offiziell eine Augenklinik bauen wollen. Tatsächlich aber hat er nach Informationen der taz etwa 500.000 Mark auf Konten in Luxemburg, möglicherweise auch in Panama, deponiert. Da der Finanzplatz Luxemburg „zu heiß“ geworden sei, habe Hoffmann nun die Rückzahlung über ein Konto in Salzburg abwickeln wollen. Seine Bedingung: gemeinsame Fahrt zur persönlichen Geldübergabe vor Ort. Anfang Februar wurde im Auftrag der Münchener Firma „AlpAir“ in Hamburg bei Aero Leasing der Unglücksjet gemietet. Die Maschine flogen dann zwei Piloten der Berliner Fluggesellschaft „Private Wings“.

Mysteriös bleiben weitere wichtige Details: So ist seit dem Unglückstag der Geschäftsführer von AlpAir, Schrafanek, spurlos verschwunden. Ebenfalls mysteriös ist nach wie vor die Unglücksursache. Am Montag vormittag war der Himmel über Freilassing beim Anflug auf den Flughafen Salzburg zwar bewölkt, aber es herrschten keine besonderen Luftturbulenzen. Außerdem gilt die Cessna 550 als sehr sicher. Gestern stellte die Flugunfalluntersuchungsstelle beim Luftfahrtbundesamt nach viertägiger Untersuchung der Wrackteile fest, daß der Flieger nicht durch äußere Einwirkungen – etwa eine Bombenexplosion – abgestürzt ist. Berichte über eine mögliche Manipulation des Autopiloten bezeichnete die Behörde als „abenteuerliche Spekulation“. Ein definitives Ergebnis will das Luftfahrtbundesamt allerdings erst in einem halben Jahr vorlegen.

Ungeklärt ist ferner, wer die zwei oder vier Männer waren, die nach Zeugenaussagen am Salzburger Flughafen auf die Cessna warteten. Mysteriös ist schließlich auch, warum Helga Lüdemann, bei der Hoffmann mit 75.000 Mark in der Kreide stand, in der Cessna mitfliegen sollte, obwohl sie sich vorher bereits in der Gegend von Salzburg aufhielt. Sie flog dann doch nicht mit der Unglücksmaschine, weil der Rechtsanwalt Michael Dammköhler (allein ihm schuldete Hoffmann 100.000 Mark), der ursprünglich mit dem Zug fahren wollte, für sie flog.

Schlüsselfigur Hoffmann ist gestern zweifelsfrei als erste der zehn Leichen identifiziert worden, die an der Unglücksstelle geborgen wurden. Nach Angaben des Kanzlei-Partners des verunglückten Rechtsanwalts Dammköhler hatte Hoffmann schon Mitte Januar einen Flug geplant. Damals sollte es mit den Gläubigern zu Hoffmanns Konten nach Panama gehen. Christoph Oellers