Den Sternguckern geht das Licht aus

■ Senat will Gelder für Sternwarte und Planetarium am Insulaner streichen. Besucher protestieren gegen Sparpläne

Bei der Sternwarte am Insulaner gehen die Lichter aus. Am vergangenen Wochenende dürfte die diskrete Sparklausur des Senats im Grunewald beschlossen haben, daß die Schöneberger Sternwarte samt Planetarium keine weiteren Zuwendungen mehr vom Land Berlin erhält. Bisher gab es jährlich 820.000 Mark.

Die Wilhelm-Foerster-Sternwarte wurde vor gut 50 Jahren mit dem Ziel gegründet, Schulkinder und Öffentlichkeit über Astronomie aufzuklären. Im letzten Jahr haben 130.000 Menschen die etwa 2.000 Veranstaltungen (unter anderem Astronmiekurse, Führungen) besucht.

Schon jetzt wird das Programm der Sternwarte – über die Senatsgelder und die acht festangestellten Mitarbeitern hinaus – durch die ehrenamtliche Tätigkeit der über 2.000 Mitglieder des Sternwarte- Vereins aufrechterhalten. Zu der Einrichtung gehören außerdem eine Bibliothek mit 24.000 Bänden sowie die Ausstattung sowohl mit historischen als auch modernen Geräten und Instrumenten.

Vergangene Woche war bekanntgeworden, daß die Sternwarte bei der zuständigen Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) ganz oben auf der Streich- und Sparliste steht.

Bei der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Adlershof befürchtet man einen „großen Verlust für den Wissenschaftsstandort Berlin“. Der Sprecher des Rates Deutscher Planetarien und Direktor des Hamburger Planetariums, Erich Übelacker, sieht sich in seiner Meinung bestätigt, „daß Deutschland den Anschluß an viele moderne Technologien verliert“.

Auch Bündnisgrüne und Junge Union (JU) haben sich gegen die Schließung der Wilhelm-Foerster- Sternwarte ausgesprochen. Die Schöneberger Stadträtin für Volksbildung, Karla Werkentin (Bündnisgrüne), fordert den weiteren Erhalt der Sternwarte. Die JU spricht von einem „blinden Aktionismus“. Besonders unverständlich sei es, daß die Mitarbeiter der international renommierten Sternwarte von Stahmers Sparplänen erst aus der Presse erfahren haben.

Nach Angaben des Vorstandes der Sternwarte steht seit Tagen das Telefon nicht mehr still. Ohne Ende würden sich Anrufer über die drohende Schließung beschweren. Auch im Internet habe sich die Nachricht mit „rasender Geschwindigkeit“ verbreitet. Am Wochenende hatte die Sternwarte „alle Berlinerinnnen und Berliner“ zu mehreren Prostestveranstaltungen eingeladen, in denen über die bedrohliche Situation diskutiert wurde. Christoph Oellers