Lieben und Sterben

■ Dem Baßbariton Ruggero Raimondi war der Tod am Freitag ein guter Bekannter

Mussorgsky hätte man wohl nicht reingelassen am Freitag abend in die Staatsoper – arm und versoffen wie er war. Das Publikum und der Interpret waren weniger volkstümlich als eher mondän. Ruggero Raimondi, der vielgefeierte, imposante Baßbariton, gab nach vielen Jahren wieder einen Soloabend in Hamburg. Begleitet wurde er von seinem Pianisten Paolo Ballarin, der wiederum von einer hübschen Blattwenderin begleitet wurde. Das Repertoire war ganz einfach: Lieben und Sterben.

Temperamentvoll und ausdrucksstark verwandelte Raimondi die Kompositionen vom kleinen und erlösenden Tod. Arien von Bellini und Verdi wurden abgelöst von poetischen Liedern Duparcs, und Faurés' schwere Melodien von Sehnsucht und Tod verführten das Publikum zu romantischer Leidenslust.

Nach der Pause nahmen die „Lieder und Tänze des Todes“ von Mussorgsky die Zuhörer gefangen. Stimmgewaltig von Raimondi in russischer Sprache vorgetragen, zeigen Mussorgskys Lieder, was für ein guter Bekannter der Tod, der bei jedem das letzte Wort haben will, ihm war.

Ganz so existentiell sollten die Opernbesucher dann doch nicht ins Wochenende entlassen werden. Das Programm schloß mit dem derb-lustigen Sprechgesang „Der Seminarist“. Heiter aufgelöst verließ die Opernschar nach einer halbstündigen Zugabe des Stars die Halle. Wieder ganz im Leben.

Elsa Freese