Deutsche Türken mischen demächst mit in der CDU

■ Heute gründet sich die „Deutsch-Türkische-Union“ – Stimmenjäger für die CDU

Berlin (taz) – Die CDU öffnet sich für Türken. Heute nachmittag treffen sich im Berliner Nobelhotel Esplanade 80 CDU-Mitglieder deutscher und türkischer Herkunft und gründen die „Deutsch-Türkische-Union“ (DTU), die als „deutsch-türkisches Forum der CDU“ fungieren soll.

Im Gründungspapier heißt es, „die DTU wird den Dialog zwischen der CDU und der breiten türkischen Bevölkerung fördern (und) Wahlkampfhilfe für die CDU betreiben“. Mitbegründer der DTU sind auch Berlins Innensenator Schönbohm und die Sozialsenatorin Hübner. Ertrugul Uzan initiierte das Projekt von türkischer Seite aus. Der 28jährige Diplompolitologe ist gebürtiger Türke mit deutschen Paß. Er steht der türkischen Akademikervereinigung Eata vor, die Stipendien an türkische Studenten in Deutschland vergibt. Die Eata gilt als Eliteverein, der türkischen Regierung sehr nahe stehend. Uzan selbst sagt von sich, er sei ein „Wertekonservativer, der es gewohnt ist, flexibel zu denken“. In der CDU will er mitmischen, „weil wir Türken der zweiten Generation dazugehören und keine Gastarbeiter mehr sind“. Ziel der DTU ist es, bei der nächsten Bundestagswahl mindestens zwei Drittel der Türken mit deutschem Paß für das konservativ-liberale Lager zu gewinnen. Hier Stimmen zu sammeln, wird eine Hauptaufgabe sein. Zunächst jedoch kann die DTU nicht darauf rechnen, eine offizielle Gliederung der CDU zu sein, obgleich sich nur CDU-Mitglieder bei ihr eintragen dürfen. Ihre „mittelfristige Perspektive“ sieht die DTU in einer „Entwicklung zu einer expliziten CDU-Unterorganisation“. Sie wäre dann etwa der Frauenunion vergleichbar. Daß die Arbeit innerhalb der von Deutschen dominierten Parteien nicht unproblematisch ist, weiß Uzun aus den langen Jahren, in denen er sich der CDU angenähert hat. Und noch immer stemmen sich einige seiner Mitgründer riogoros gegen Mehrfach-Staatsbürgerschaften, während Uzun Doppelstaatsbürgerschaften nicht generell ablehnt. Ihm ist ein „klares Bekenntnis wichtig, daß Deutschland unsere Heimat ist“.

Kaum abzusehen, daß die DTU sich für eine türkisch-kurdische Versöhnung in Deutschland einsetzt. Uzun wehrt sich zwar gegen den Vorwurf, daß seine Organsiation vor allem die türkische Mehrheit vertreten und die kurdische Minderheit ausschließen wird. Gegenüber der taz sagte er aber: „Wir brauchen keine türkisch-kurdischen Gespräche.“ Die Mehrheit der bekennenden Kurden lehne es ab, sich mit der Türkei zu identifizieren. Solange dies so sei, sehe er keinen Anlaß für einen Dialog. roga