Nachgefragt
: Jagd aufs Öko-Audit

■ Winkler-Fotostudios wollen jetzt die Bio-tonne und später mit „Umwelt“ werben

Seit knapp einem Jahr können sich Betriebe einer Umweltbetriebsprüfung unterziehen, dem Öko-Audit der EG. Bei Einhaltung der EG-Verordnung kann sich ein geprüfter Betrieb ein Öko-Güte-Siegel aufkleben. Vor allem Industrieunternehmen stehen da inzwischen unter Zugzwang. Überall werden deshalb zur Zeit UmweltauditorInnen ausgebildet, die die Betriebe auf die Prüfung vorbereiten. Auch in Bremen waren in den letzten Monaten die neuen ÖkoberaterInnen unterwegs. Bei den Winkler-Fotostudios in Horn-Lehe, einem Familienbetrieb mit 25 MitarbeiterInnen, wurde eine ökologische Schwachstellenanalyse erstellt, obwohl dort die Umweltauflagen noch Spielraum lassen. Die taz sprach mit dem Photographen Michael Schultz, bei Winkler zuständig für die Haustechnik.

Warum ließen sich die Winkler-Studios testen?

Michael Schultz: An das Öko-Audit-Projekt sind wir über Beziehungen geraten. Wir wollten aber sowieso in unserem Betrieb mehr Aktivitäten in Richtung Umweltschutz verlagern. Das war eine pauschale Absichtserklärung – und da haben wir eben zugegriffen.

Was haben Sie sich davon versprochen?

Daß wir mit einem sauberen Gewissen weiterarbeiten können. Konkret: Welche Möglichkeiten haben wir, Energie einzusparen, Abfälle einzusparen und mit Gefahrstoffen weniger beziehungsweise besser umzugehen? Das sind die drei Bereiche, mit denen wir überwiegend zu tun haben. Wir brauchen sehr viel Energie für Blitzgeräte, wir produzieren Abfall in Form von Verpackungen oder Chemieabfällen und verursachen Wasserverschmutzung. Uns ging es auch um die Frage, wie wir weniger Chemie verwenden können oder andere Chemikalien, aber da sind wir leider jetzt auch noch nicht weiter.

In dem Ihnen auferlegten Maßnahmenkatalog geht es zunächst um so Grundsätzliches wie umweltbewußten Einkauf oder das Aufstellen einer Biotonne. Sind das Bereiche, über die Sie vorher noch nichts gewußt haben?

Über die wir uns nicht viel Gedanken gemacht haben. Gewußt vielleicht so einiges. Ich hab bei mir zu Hause auch eine Biotonne, aber in so einem Betrieb wird viel mit Terminarbeit gemacht, und wir haben keinen festangestellten Umweltmitarbeiter. Da macht man eben vieles so weiter, wie man es von früher her kennt. Trotzdem will man aber nicht mehr so ohne weiteres die Hände ins Fixierbecken hängen, weil man viel mehr über die Schädigungen weiß.

Nehmen Sie die Anregungen wie den Abfallorientierungsplan nun an?

Ja, wir haben in den letzten Tagen gerade die Aufgaben verteilt.

Gibt es Umweltbeauftragte in der Belegschaft?

Nein, das wäre zu teuer, wir müssen versuchen, das nebenbei zu organisieren.

Sind Sie bereit, dafür auch umzustrukturieren?

Wir müssen umbauen, wir müssen Sammelbehältnisse aufstellen, und wir müssen das Bewußtsein innerhalb der Firma schärfen. Unsere Tonnen werden eben jetzt nur noch alle zwei Wochen geleert.

Fürs Projekt haben Sie ja nun nichts bezahlt. Langfristig wird Sie das Öko-Audit aber auch einiges kosten, vor allem, wenn Sie die größeren Maßnahmen angehen, z.B. den Einbau eines Aktivkohlefilters. Sind Sie bereit, zu investieren?

Wir werden investieren.

Weil Sie sich am Ende Einsparungen erhoffen.

Es geht uns nicht unbedingt nur um finanzielle Vorteile. Die Umweltauflagen werden immer weiter verschärft. Und dann wollen wir nicht dastehen, und plötzlich in hektische Betriebsamkeit verfallen. Wir wollen sagen können: Wir sind schon dort. Damit wir als ökologisch ausgerichteter Betrieb vielleicht auch Werbung machen können.

Wenn Sie das Öko-Label haben wollen, müssen aber noch ganz andere Dinge, etwa das Management überprüft werden. Bleiben Sie da dran?

Wir bleiben dran, das Öko-Audit ist unser großes Ziel.

Fragen: sip