■ Zur Person
: Manuela Gretkowska

Gretkowska (Jg. 1964) ist die umstrittenste und populärste unter den jungen polnischen Schriftstellerinnen – für viele (vor allem männliche) Kritiker eine schamlose Person, die sich mit obszönen Texten und provokativen Auftritten in den Medien zu verkaufen weiß.

In den beiden ersten Büchern („My zdies' emigranty“, 1992, und „Tarot paryski“, 1993) kombinierte sie Erlebnisse aus ihrer Pariser Zeit (1988–1993) mit kulturphilosophischen Betrachtungen. Den eigentlichen Durchbruch (und Skandal) aber erzielte sie 1994 mit dem „Kabaret metafizyczny“: der Geschichte der im Kabarett auftretenden Beba Mazeppo, die der verliebte deutsche Student Wolfgang durch einen Biß von ihrer überflüssigen, zweiten Klitoris befreit. Im Herbst 1995 waren 11.000 Exemplare verkauft, das Buch ist auf dem Markt nicht mehr zu haben. (Ein Auszug ist übersetzt in: Barbara Neuwirth (Hg.), „Ich trage das Land“, Klagenfurt 1996.)

Einen Skandal dürfte wohl auch ihr neues Buch „Die Schamanin“ hervorrufen, das im Mai diesen Jahres erscheint, wenn der gleichnamige Film von Andrzej Zaluski Premiere hat, zu dem sie das Drehbuch lieferte: Die tragische Geschichte eines Mädchens aus der polnischen Provinz, die in Warschau auf der Suche nach dem besseren Leben auf einen ehrgeizigen Anthropologen stößt. Die Presse behauptet, daß das Mädchen den Geliebten schließlich nach einem Geschlechtsakt erschlägt und sein Gehirn ... ißt.

Gretkowska arbeitete nach ihrer Rückkehr nach Polen (1993) zunächst in der Kulturredaktion der Zeitschrift Elle, wurde dann Vizechefin und hat sich jetzt auf die Position einer Beraterin zurückgezogen. Helga Hirsch

Gretkowska tritt heute im Rahmen der Leipziger Buchmesse bei der Veranstaltung „taz trifft Polen“, um 17 Uhr im Café Krakow auf.