Blutiger Anschlag auf Urlauber in Kairo

■ 18 Touristen starben bei einem Feuerüberfall vor ihrem Hotel. Ägyptens Innenministerium verdächtigt Islamisten

Kairo (taz) – Ein bewaffnetes Kommando hat gestern morgen vor einem Hotel auf der Kairoer Pyramidenstraße 18 Touristen erschossen. 17 Griechen und ein Ägypter starben bei dem bisher verheerendsten Anschlag auf Urlauber in Ägypten. Eine griechische Reisegruppe war auf dem Weg zu ihrem Bus, als vier Männer mit Schnellfeuergewehren aus einem Kleinbus sprangen und minutenlang wahllos in die Menge am Eingang des Hotel Europa schossen. „Die Menschen fielen reihenweise um“, erzählte später ein griechischer Reisender, der den Anschlag überlebt hatte. Ein Dutzend Menschen lagen gestern nachmittag noch im Krankenhaus, drei davon in Lebensgefahr. Die Täter konnten unerkannt in die unübersichtlichen Armenviertel rund um das Hotel entkommen.

Noch Stunden nach dem Anschlag glichen der Hoteleingang und die Lobby einem Schlachtfeld. Herumliegende Flaschen, Lederbeutel und Kleidungsstücke warteten noch auf die Spurensicherung. Zahllose Blutlachen zeugten von den verzweifelten Versuchen der Touristen, sich im Inneren des Hotels in Sicherheit zu bringen. Gruppen von Polizisten, Journalisten, unter Schock stehende Touristen und Hotelangestellte drängten sich um die Absperrbänder. Und mittendrin bannten einige der Hotelgäste die blutige Reiseerinnung auf ihre Videofilme.

Bis zum Nachmittag bekannte sich niemand zu dem Anschlag. In Kreisen des ägyptischen Innenministeriums werden die „Gamaat al-islamiya“ – die sogenannten „Islamischen Gruppen“ – als Täter vermutet. Seit vier Jahren kämpft diese Gruppe gegen die „ungläubige Regierung“. Die Anschläge der Gamaat zielten bereits öfter auf Touristen. Bis gestern waren seit 1992 bei 23 Anschlägen acht Touristen ums Leben gekommen, 58 wurden verletzt. Bei dem letzten Anschlag im November forderte die Gruppe alle Touristen auf, das Land zu verlassen. Die meisten Anschläge richteten sich allerdings gegen Züge, Busse und Nilkreuzfahrtschiffe im südlichen Oberägypten. Die Hauptstadt Kairo galt seit über einem Jahr als „sicher“.

Auch über einen möglichen Zusammenhang mit den israelischen Angriffen auf den Libanon wurde gestern spekuliert. Gelegentlich verkehren israelische Touristen im Hotel Europa. Widersprüchliche Aussagen gab es darüber, ob sich zur Zeit des Anschlages auch israelische Reisegruppen im Hotel befanden.

Der Tourismus stellt eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes dar. Nachdem das Geschäft seit dem Golfkrieg stark gelitten hatte, erreichte es im letzten Jahr mit 3,1 Millionen Touristen wieder Rekordzahlen. Noch vor wenigen Tagen waren über Ostern sämtliche Hotels Kairos ausgebucht. Im Bazar drängten sich zu jeder Tages- und Nachtzeit Touristen. „Ich wünschte, es könnte immer so bleiben“, sagte damals ein Ladenbesitzer hoffnungsvoll. Karim El-Gawhary