Alternative verzweifelt gesucht

■ Hafenerweiterung: Wie wär's denn mit Brunsbüttel? Wirtschaftssenator findet Kooperation mit Nachbarstadt doch gut

Hafen-Kooperation ist für die Wirtschaftsbehörde plötzlich doch kein sträflicher Vaterstadtverrat mehr: Senator Erhard Rittershaus (parteilos) will noch in diesem Frühsommer über eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Häfen Hamburg und Brunsbüttel mit sich reden lassen. Es geht um eine gemeinsame Flächennutzungspolitik für den Massengutumschlag; die händeringende Alternativen-Suche für die gerichtlich gestoppte Hafenerweiterung in Altenwerder hätte damit aber gar nichts zu tun, beteuert Behörden-Sprecher Wolfgang Becker.

Die Initiative für den Hafen-Dialog zwischen der Hansestadt und Brunsbüttel ergriff jetzt die SPD-Bundestagsabgeordnete Cornelie Sonntag-Wolgast: Sie schlägt vor, Teile des Hamburger Massengutumschlags künftig auf freie Flächen im Brunsbütteler Elbe-Hafen zu verlagern. Der dortige Hafen wäre stärker ausgelastet, von den rund 1200 Hektar Hafen-Industrieflächen sind derzeit ein Drittel ungenutzt. Hamburg hätte den Vorteil, keine weiteren Flächen für den Massengutumschlag ausweisen zu müssen und könnte die knappen Bodenressourcen sparen.

„Es wird ein Gespräch zwischen Frau Sonntag-Wolgast und dem Wirtschaftssenator, vielleicht auch dem Umweltsenator stattfinden“, bestätigt Becker. Die Umsetzung „dieser alten Idee“ sei bisher daran gescheitert, daß „die Brunsbütteler sich zunächst auf dem Markt für den Umschlag bewerben müßten“. Ohne „Keimzelle des örtlichen Geschäfts“ könne er sich nicht vorstellen, daß Unternehmen den Umzug nach Brunsbüttel für lohnenswert hielten. Im Brunsbütteler Rathaus verspricht man sich von der Kooperation viele neue Arbeitsplätze: Vor allem Öl, Gas, Kohle und chemische Fertiggüter werden in der Kleinstadt umgeschlagen, „da könnten wir Massengüter aus Hamburg gut gebrauchen“, hieß es am Freitag. Als Alternativfläche für Altenwerder eigne sich der Standort Brunsbüttel allerdings nicht, „weil wir nicht auf den Container-Umschlag spezialisiert sind.“ Möglich, findet GAL-Wirtschaftsreferent Detlev Grube, sei aber eine Rotation der Flächen: Massengüter könnten ebenso nach Brunsbüttel ausgelagert werden wie die drei Firmen, die derzeit im Petroleumhafen angesiedelt sind. Anschließend könnten die freien Hamburger Flächen der Container-Hafenerweiterung geopfert werden. „Das ist nicht nur eine Frage der technischen Machbarkeit“, entgegnet Becker. Selbst wenn sich herausstellte, daß sich Container in Brunsbüttel umschlagen ließen, „bleibt die Frage, welcher Anreiz sich den Firmen bietet, auf eingespielte Absatzwege zu verzichten“. Heike Haarhoff