Land hilft Vulkan mit 20 Millionen

■ STN Atlas mit Pfandrechten über 600 Millionen belegt

Mal wieder gibt es im Kampf um den Bremer Vulkan eine kurzfristige Rettungsaktion in letzter Minute: Wochenlang hatten die beiden Konkursverwalter der bankrotten Werften in Bremen und Bremerhaven Unterstützung bei der Gründung einer vom Konkurs unbelasteten Gesellschaft gefordert. Am Dienstag lenkte der Senat nach heftigen Diskussionen ein: 20 Millionen Mark macht die Regierung aus der leeren Staatskasse locker, um die neue Gesellschaft, die die beiden Konkursverwalter Jobst Wellensiek und Wolfgang van Betteray gestern gegründet haben, mit frischem Geld zu versorgen. 15 Millionen Mark davon sollen als Kredit der landeseigenen Beteiligungsgesellschaft HIBEG in die neue Gesellschaft der Konkursverwalter fließen. Dieses Darlehen soll mit Anteilen an der Vulkan-Tochter STN Atlas Elektronik gesichert werden. Außerdem kauft die HIBEG für fünf Millionen Grundstücke aus dem Besitz der Werften.

Insgesamt belaufe sich die Sicherungssumme an STN Atlas auf 600 Millionen Mark, sagte Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU), davon entfielen 230 Millionen auf die Banken und 370 Millionen auf das Land Bremen. Über die Verkaufsverhandlungen für die Rüstungs- und Elektronikfirma wollten sich die Senatsspitzen gestern nicht äußern. Ob STN Atlas in einzelnen Teilen oder als Ganzes abgegeben werde, sei allein Sache der Konkursverwalter, gab Bürgermeister Henning Scherf (SPD) zu wissen, sichtlich gereizt von den Fragen der Journalisten.

Offenbar hatte der Druck der Konkursverwalter Wellensiek und van Betteray, die wochenlang die Hilfe des Senats für eine Vorschaltgesellschaft zur Akquisition neuer Aufträge gefordert hatten, den Bürgermeister mürbe gemacht. Scherfs Ärger hat jedoch auch einen konkreten Hintergrund: Je höher die Pfandrechte des Senats, umso höher der Preis, den die Konkursverwalter für STN Atlas erzielen müssen. Und umso geringer die Chance, mit einem Wunschpartner über die Respektierung bremischer Interessen verhandeln zu können.

Die Konkursverwalter hätten auf der Gründung der neuen Gesellschaft bestanden, sagte Bürgermeister Scherf. Denn selbst bei reduzierten Personal- und Sachkosten blieben im Schiffbau stets Risiken, für die ohne das Senats-Geld direkt die Konkursverwalter verantwortlich wären.

Wenn heute auch noch die Vulkan-Beschäftigten in Vegesack zustimmen, die Lohnkosten mit einem Änderungstarifvertrag um 23 Prozent zu reduzieren, dann geht es auf den Werften weiter, eine zeitlang jedenfalls: Verträge über den Bau von zwei Containerschiffen könnten unterschrieben werden, wenn die Baukosten auf Marktniveau gedrückt werden können. jof