Bezirksamt ohne Führerschein

■ Verwaltung Hohenschönhausen läßt Autos stehen. Sonntag Fahrraddemo zum Umweltmarkt. Nächste Woche Veranstaltungen der Aktion "Mobil ohne Auto"

Ab Montag sind sie ihren Führerschein los. Bürgermeisterin Dr. Bärbel Grygier und die Stadträte von Hohenschönhausen werden ihre Fahrerlaubnis für eine Woche beim Rathaus abliefern und sich dann auf ihre Räder schwingen. Sie hoffen, daß es ihnen möglichst viele Bürger gleichtun. Wer kein Fahrrad hat, kann sich direkt am Rathaus eines leihen.

Hohenschönhausen hat es nötig: Denn hier gibt es nach Angaben von Johannes Spatz von der Plan- und Leitstelle Gesundheit für 43.000 Familien 48.000 Autos. Doch die Karren sollen nicht nur dort ruhen: Mit diversen Veranstaltungen wird nächste Woche die bundesweite Aktion „Mobil ohne Auto“ auch in Berlin begangen. Sie beginnt am Sonntag mit einer Sternfahrt durch die 23 Bezirke Berlins, zu der der Allgemeine Deutsche Fahrradclub aufgerufen hat. Ziel ist der Umweltmarkt im Treptower Park. Die mit 47 Kilometern längste Strecke beginnt in Bernau, die mit 17 Kilometern kürzeste in Steglitz. Alle Routen treffen sich am Großen Stern und führen durch das Brandenburger Tor gemeinsam zum Ziel. Ein weiterer Höhepunkt der Aktionswoche wird am 15. Juni zwischen 11 und 16 Uhr ein Solarbike- und Liegeradrennen auf der Radrennbahn Weißensee sein. Am 16. Juni gibt es ein Straßenfest am Brandenburger Tor, ebenfalls mit einem Radrennen.

Im Vordergrund der Aktion „Mobil ohne Auto“ steht in diesem Jahr die Wende zur Solarenergie. Die Veranstaltung zur umweltfreundlichen Fortbewegung wurde erstmals 1981 von Kirchengruppen in der DDR organisiert. Seit 1990 findet die Umweltaktion bundesweit statt. Die Woche ohne Auto ist eine Aktion im Rahmen der Hohenschönhauser Kampagne „Gesunde Mobilität“. Dabei steht weniger die Schadstoffbelastung im Vordergrund, als die Unfallgefahr, insbesondere für die zahlreichen Kinder im Bezirk. Allein auf der stark befahrenen Falkenberger Chaussee gab es in den vergangenen fünf Jahren 300 Verletzte und vier Tote. Zwei von drei geplanten neuen Schulen lägen direkt an „Verkehrsadern“, so Spatz.

Natürlich gilt es in der autofreien Woche auch zu erproben, ob der öffentliche Personennahverkehr so gut ausgebaut ist, daß ein Auto für den Stadtgebrauch eigentlich überflüssig ist. Die BVG unterstützt die autofreie Woche nicht nur ideell: Den ersten 35 Bürgern, die ihren Führerschein beim Rathaus abgeben, spendiert die BVG eine Wochenkarte. Stephanie v. Oppen