Metareale Umwandlungstricks

■ Immobilienhöker wandelt mit Hilfe von Scientologen Mietwohnungen in Eigentum um / Mieter fühlen sich unter Druck gesetzt Von Thomas Koch

Die MieterInnen werden am Telefon beschimpft, mit unseriösen Finanzierungsangeboten gelockt, ihre Wohnungen zu kaufen, mit wüsten Beschuldigungen terrorisiert. Begleiterscheinungen der Umwandlung von Hamburger Mietwohnungen in Eigentum, hinter der der am Berliner Kurfürstendamm 11 residierende Immobilienhöker Waldemar Fred Anton steckt. Während Willi Lehmpfuhl vom „Mieterverein zu Hamburg“ Anton dem „Dunstkreis der Scientology-Sekte“ zuordnet, betont dieser stets: „Ich bin kein Scientologe“.

Doch Anton bedient sich bei seinen profitablen Umwandlungsgeschäften mit Vorliebe der Dienste von Personen und Firmen, die sich zu der US-Sekte bekennen und die betroffenen MieterInnen mit ihren Methoden in Angst und Schrecken versetzen. Jüngstes Beispiel: das Wohnhaus am Lohbrügger Richard-Linde-Weg 7A.

Dort erfuhren die sechs Mietparteien vor wenigen Monaten, daß ihr Wohnhaus in den Besitz der Berliner Firma „Meta Real“ (Geschäftsführer: Fred Anton) übergegangen sei. Anton setzte die Hamburger Firma „Hansen Immobilien“ des bekennenden Scientologen Dieter Hansen als Maklerin ein, die „Mieterberaterin“ und ausgewiesene Scientologin Eva Schnell bot im Auftrag der „Meta Real“ den MieterInnen Prämien bis zu 48.000 Mark an, wenn sie ihre Wohnungen noch 1994 verlassen würden.

Willi Lehmpfuhl sind solche Geschäfts-Praktiken nicht unbekannt: „Meta Real versucht, in möglichst kurzer Zeit Geld aus Immobilien zu ziehen. Häuser werden gekauft und die einzelnen Wohnungen sofort wieder abgestoßen. Sogenannte Mieterberater versuchen die HausbewohnerInnen zum Wohnungs-Kauf oder zum Auszug zu überreden“.

Als das nichts fruchtete (fast alle MieterInnen besitzen ein lebenslanges Wohnrecht und wollen bleiben), bekamen die BewohnerInnen der Richard-Linde-Straße 7A gewaltigen Streß. Mieterin Helga Marquadt: „Ich wurde von einem angeblichen Kaufinteressenten unflätig beschimpft, nachdem ich mich geweigert habe, ihn einfach in meine Wohnung zu lassen“. Merkwürdig: der Mann hinterließ der Mieterin offenbar eine falsche Telefonnummer, und er war so plötzlich verschwunden wie er aufgetaucht war.

Anfang Januar erhielt das im gleichen Haus wohnhafte Ehepaar Brauckhof ein Schreiben von Dieter Hansen, in dem den über 60 Jahre alten Haus-BewohnerInnen vorgeworfen wurde, sie hätten „Spaß daran, andere Leute zu schikanieren“. Eine Kaufinteressentin sei angeblich „mit einem Ei und Apfel“ von den SeniorInnen beworfen worden. Margarethe Brauckhof: „Ich habe geheult vor Wut, als ich diesen Blödsinn gelesen habe“.

Doch Waldemar Fred Anton ist nicht nur in Bergedorf aktiv. So wandelt seine ebenfalls am Kurfürstendamm 11 beheimatete Firma „EcoGrund“ zur Zeit 16 Miet-Wohnungen in der Eimsbüttler Unnastraße 6 und 8 in Eigentum um. Auch hier wurde den MieterInnen die Pistole auf die Brust gesetzt. „Innerhalb von vier Tagen“, so Mieter Bernd Straube, „mußten wir uns entscheiden, ob wir für eine Umzugsprämie von 50.000 unsere Wohnungen aufgeben“.

Unter Androhung juristischer Konsequenzen wurden die MieterInnen per Rechtsanwalt aufgefordert, ein am Balkongeländer angebrachtes Transparent mit der Aufschrift „Wir bleiben hier“ abzunehmen. Mieter-Anwalt Lehmpfuhl: „Eine juristisch nicht haltbare Drohgebärde“.

„Mit unseriösen Finanzierungsangeboten“, so Straube, habe ein von EcoGrund beauftragter Makler versucht, „mir den Kauf meiner Wohnung aufzuschwatzen“. Mit nur 1073 Mark pro Monat, bekam der Drucker vorgerechnet, sei der Kauf für ihn finanzierbar. Straube: „Eine Überprüfung der Zahlen hat aber eine monatliche Belastung von über 2000 Mark ergeben“. „Solche fragwürdigen Machenschaften der Immobilienspekulanten“, weiß Mieter-Anwalt Lehmpfuhl, „sind nur durch ein generelles Umwandlungsverbot in den Griff zu bekommen“.