Für die grüne Seele

■ Koalitionsgegnerin wird Vorstands- sprecherin in Schleswig-Holstein

Neumünster (taz) – Eine überraschende Wende hat es bei den Bündnisgrünen in Schleswig-Holstein gegeben. Vier Wochen nachdem sich die Partei mit Zweidrittelmehrheit für die Koalition mit der SPD ausgesprochen hat, ist auf der Landesdelegiertenkonferenz am Samstag in Neumünster die Koalitionsgegnerin Antje Jansen aus Lübeck zur neuen Landesvorstandssprecherin gewählt worden. Die Stimmen der Pro-Koalition- Delegierten verteilten sich auf die bisherige Vorstandssprecherin und Koalitionsbefürworterin Susanne Böhnert-Tank und auf Monika Jacobs-Schilling, die mit verhandelt hatte (34 und 28). Antje Jansen ging mit 47 Stimmen als Siegerin aus dem Trio hervor. Wiedergewählt wurde der bisherige Vorstandssprecher Klaus Müller.

Mit einer politischen Entscheidung habe die Wahl so gut wie nichts zu tun gehabt, meinte ein Delegierter, die grüne Seele sei zum Zug gekommen. Zumal sich die Delegierten mit großer Mehrheit zuvor geweigert hatten, ein Strategiepapier zu künftigen Arbeitsschwerpunkten zu diskutieren. Dennoch wird sich das Verhältnis zwischen der nun fundi- geprägten Führungsspitze und der eher realpolitisch geprägten Fraktion deutlich ändern.

Sie habe nicht die Absicht, die Koalition platzen zu lassen, aber es müsse möglich sein, sie in Frage zustellen und eine stärkere Kontrolle auszuüben, meinte Jansen, bisher Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Lübecker Bürgerschaft. Konflikte mit der Fraktion sieht die 46jährige in Punkten voraus, in denen ihr die Parlamentarier nicht grün genug sind, in der Verkehrspolitik, beim Atomausstieg. Der Landtagsabgeordnete Martin Hentschel verglich die kommende Zeit mit einem Gummiband: „Wenn es gut gespannt ist, dann ist es beflügelnd für die Arbeit, wenn es überspannt ist, reißt der Faden.“ Um eine gute Spannung wolle sich die Fraktion bemühen. Das Etikett „pflegeleicht“, das die SPD ihrem Koalitionspartner bereits aufgepappt hat, werden die Genossen wieder abkratzen müssen. Kersten Kampe