Beschreibbar ist alles

■ Die literarische Gruppe PENG stellt ihre „Beschreibungen“ aus

Hier haben die Worte die Dinge angegriffen, erobert, scheint es: Sie sitzen einfach überall, leicht kommentierend, verfremdend, programmatisch und manchmal poetisch. In den würdigen Vitrinen des Literaturhaus-Buchhändlers Samtleben stehen und liegen sie, diese Objekte – vom Kühlergrill bis zum Einweckglas –, und auf den Fotos von Gunter Gerlach reihen sie sich die Treppe hoch in den 1. Stock. „Nicht die Dinge beschreiben, sondern beschriften“, nennt die Autorengruppe PENG, die sich aus Lou A. Probsthayn, Reimer Eilers, Nicolas Bowack, Gunter Gerlach und Michael Batz zusammensetzt, diese Art literarischen Arbeitens.

Seit zwei Jahren schaffen die Schreiber neben ihren „Texten auf Papier“ immer wieder auch diese Schrift-Objekte, etwa 60 sind inzwischen entstanden. „Beim Vorgehen gibt es zweierlei Intuition“, erklärt Michael Batz: „Es gibt den Beginn beim Text, der sich dann ein Objekt sucht. Oder umgekehrt, daß man bei dem Objekt anfängt, das einem aufstößt, rätselhaft wirkt, etwas hat, das ausgesprochen werden sollte – es schläft ein Lied in allen Dingen, sozusagen –, dann versucht man, eine Art Redehilfe zu geben.“ Trotz Gruppenkonsens herrscht nicht vollkommene Deckungsgleiche, wenn es darum geht, das Ausmaß des Eingriffs in das Objekt festzulegen. Für Reimer Eilers sind die Schreiber nicht zu bildenden Künstlern mutiert: „Es handelt sich immer noch um gefundene Objekte, die nur sehr in Maßen bearbeitet sind“, meint er, was Michael Batz aber einschränkt: „Manchmal wird man hineingesogen in einen Vorgang und schafft plötzlich ein Artefakt, denkt einen Text weiter und versucht, ihn als Objekt zu realisieren. Das verselbständigt sich so, daß man zu einem Interpreten wird zwischen Text und Objekt. Man kann beides ja einfach zusammenführen, indem man das eine auf das andere schreibt. Man kann aber auch einen weiterführenden Gedanken zum Ausdruck bringen. Wir wollen die Objekte nicht veredeln oder überhöhen. Wir wollen einen Gedankengang an ihnen ausdrücken.“ Nicht die immer allgegenwärtigere Welt der Logos und Piktogramme wollen die Macher dabei bedienen: Sie halten am Alphabet fest. Das Verständnis muß er-lesen werden. „Unsere Arbeit ist der Versuch einer vielleicht etwas dadaistischen Alphabetisierung der Dinge. Für uns hat Literatur immer noch die Aufgabe, Identitäten aufzuzeigen, zu manifestieren, vielleicht auch zu schaffen. Das heißt, daß man hier schon genauer hinsehen muß, um zu verstehen, was gemeint ist.“ tom

Literaturhaus, bis Ende Juni