Erklärung überrascht

■ Umweltminister rufen kollektiv „Jetzt geht's los“ beim Klimagipfel in Genf

Genf (taz) – In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag einigten sich Umweltminister und Delegationen aus über 100 Ländern auf eine zweiseitige Erklärung zum Klimagipfel, die die weltweite Begrenzung und deutliche Verminderung der Treibhausemissionen erstmals als gemeinsames Ziel festschreibt. Eine entsprechende völkerrechtlich verbindliche Ergänzung der Klimarahmenkonvention mit Zielen für die Jahre 2005, 2010 und 2020 soll in den kommenden Monaten erstellt werden.

Widerstand wurde gestern nur noch von Australien, Rußland und den Ländern der Opec erwartet. Die japanische Delegation rief ratsuchend die eigene Regierung in Tokio an, um der Ministererklärung trotz Bedenken gegen das Ziel völkerrechtlicher Verbindlichkeit zustimmen zu können. Japan will als Gastgeber des dritten Klimagipfels 1997 in Kioto nicht in eine politische Ecke mit den Opec- Ländern gerückt werden.

Die Umweltorganisationen beim Gipfel waren sich gestern noch nicht einig, was sie von der Deklaration halten sollten. Atiq Rahman vom Climate Action Network South Asia hielt die Ministererklärung für „einen überraschend guten Start für die Verhandlungen um ein Klimaprotokoll. Aber erst im nächsten Jahr in Japan wird's um die Wurst gehen“.

Stephan Singer vom World Wide Fund for Nature (WWF) war viel skeptischer. Die Erklärung erlaube es den Industriestaaten, ihre Emissionen bis 2020 weiter wachsen zu lassen, wenn sie nur weniger deutlich als bislang prognostiziert stiegen. Erst nach dem Jahr 2020 müßten die Emissionen sinken – viel zu spät, so Singer. Experten erwarten, daß Inhalt und Wortlaut der Ministererklärung auch das Abschlußdokument des Klimagipfels prägen werden, das erst heute fertig wird. ten