Die Grevesmühlener

Sie werden als rechter Block dargestellt. Heiko P., Dirk T., Maik W. und René B. sind Diebe und Schläger und waren in der Brandnacht in Lübeck.

Der 18jährige Maik W. nennt sich „Klein Adolf“, klopft rassistische Sprüche und staffierte sein Zimmer mit Reichskriegsflagge und SS-Büchern aus. Auf ihn angesprochen, sagen die drei anderen unisono: „Der ist wirklich ein Rechter.“ Auf Dirk T. soll W. einen starken Einfluß haben, ihn „vom Kopf her beherrschen“.

Der 22jährige Dirk T., genannt Üz, will nur bis 1993 ein Neonazi gewesen sein; er gehörte einer Gruppe an, die in Rostock- Lichtenhagen Randale machte. René B. (26), verkehrt mit seinem Freund Heiko P. (23) in Skinkreisen; neonazistische Aktionen sind ihnen aber nicht nachzuweisen.

Die Jungmänner verdächtigen sich gegenseitg der Brandstiftung. Bereits bei seiner Vernehmung im Januar sagte Dirk T. der Polizei, er hätte plötzlich das Gefühl gehabt, daß die drei anderen das Haus angesteckt haben könnten. Einige Monate später sagte René B. der taz: „Der Üz, so nennen wir den Dirk T., der könnte es allein gewesen sein.“ Dirk T. hat für die Tatzeit kein Alibi. In der Brandnacht fuhr er mit einem gestohlenen Golf gegen zwei Uhr allein aus Lübeck los. Die Fahrtzeit nach Grevesmühlen beträgt maximal eine Dreiviertelstunde. Angeblich gegen 4.30 Uhr wurde er dort von einem Zeugen gesehen. Doch dieser Zeuge sagte der taz, er wäre bei dem Treffen ziemlich betrunken gewesen, und es könnte auch später als 4.30 Uhr gewesen sein.

Die drei anderen sollen ein Alibi haben. Ihr gelber Wartburg mit der bemalten Heckscheibe stach in der Brandnacht nach 24 Uhr verschiedenen Leuten ins Auge. Gegen Viertel nach drei fielen sie dem Tankwart und einer Polizeistreife an einer Tankstelle auf. Der Kassenbon zeigt 3.19 Uhr an. Zwar wurden die drei weder dem Tankwart gegenübergestellt, noch wurde die Kassenuhr überprüft. Aber noch ein weiterer Zeuge sah sie an der Tankstelle.

Zunächst ging die Staatsanwaltschaft davon aus, daß der Brand um 3.30 Uhr ausbrach und von innen gelegt wurde. Das verschaffte den dreien im Wartburg ein sicheres Alibi. Doch dann kam der neue Befund: „3.30 Uhr oder früher.“ Wackelt ihr Alibi? Ein Taxifahrer will den Wartburg gegen halb drei am Bahnhof gesehen haben, ein Feuerwehrmann gegen Viertel vor drei außerhalb der Stadt am ehemaligen Grenzübergang Schlutup. Hätten die drei das Haus irgendwann zwischen 2.45 Uhr und 3.19 Uhr anzünden können? Um drei Uhr fuhr eine BGS-Streife durch die Lübecker Hafenstraße. Sie sah weder Rauch noch Feuer.

Drei der vier Jungmänner hatten Sengspuren im Gesicht. Doch es waren nicht die drei, die zusammen im Wartburg saßen. René B. und Maik W.. hatten diese Spuren, der dritte war Dirk T., der den geklauten Golf fuhr. Wenn die Brandspuren aus der Hafenstraße stammen, hätten B., W. und T. gemeinsam dort gewesen sein müssen. Doch zur ungefähren Tatzeit wurden immer nur W., B. und P. mit dem Wartburg beobachtet.

Festgestellt wurden die Versengungen bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung noch am Abend des Brandtages. Sie seien „frisch“, stellten die Gutachter fest. Das hätte die Ermittler sofort alarmieren müssen. Doch nur Maik W. wurde noch vor seiner Entlassung am 19.1. dazu befragt. Bei René B. und Dirk T. warteten die Ermittler mit der Befragung bis zum April. Maik W. hatte von einem angezündeten Hund berichtet, René B. erzählte, daß er Benzin in einen Kanister abgefüllt und dann mit einem Feuerzeug nachgeguckt hätte. Dirk T. sprach von einer Stichflamme aus seinem Ofen. Anfang Juli präzisierte die Gerichtsmedizin: Die Sengspuren waren „nicht älter als 24 Stunden“. Keiner der drei hatte diesen Zeitraum angegeben. Was haben die drei zu verbergen?