Ein Dekret soll Brasiliens Regenwald schützen

■ Präsident Cardoso stoppt Lizenzvergabe für den Holzhandel. Privatgrundstücke im Amazonasgebiet dürfen nur eingeschränkt für Landwirtschaft genutzt werden

Rio de Janeiro (taz) – Brasiliens Regierung zieht die Notbremse. Mit einem Paket von Umweltschutzmaßnahmen will Präsident Fernando Henrique Cardoso die Zerstörung des Regenwalds verlangsamen. Das am vergangenen Donnerstag in Brasilia unterzeichnete Dekret sieht Einschränkungen bei der Lizenzvergabe zum Handel mit Edelhölzern und Rodungsverbote auf Privatgrundstücken vor.

Nach einer kurzen Pause während der wirtschaftlichen Rezession 1992 und 1993 nahm die Zerstörung des Regenwaldes wieder zu. Nach Angaben des brasilianischen Umweltministeriums wurden 1994 knapp 15.000 Quadratkilometer zerstört. Vor allem die zum Amazonasgebiet gehörenden Bundesstaaten Para, Acre, Rondonia und Mato Grosso sind betroffen. Nach der neuen Regelung wird die Lizenzvergabe für Holzhändler für zwei Jahre ausgesetzt und die bereits bestehenden Lizenzen überprüft. Nach Greenpeace- Angaben ist der Mahagonihandel für einen Großteil der Zerstörung verantwortlich, da die Firmen bei der Suche nach den weit verstreuten Edelhölzern illegal Straßen im Regenwald anlegen. Umweltminister Gustavo Krause verdächtigt zudem japanische Holzhändler, das wahre Handelsvolumen gegenüber der brasilianischen Zentralbank zu verschleiern.

Das Dekret sieht außerdem die eingeschränkte Nutzung von bewaldeten Privatgrundstücken vor. Statt die Hälfte können die Besitzer künftig nur noch ein Fünftel ihres Besitzes landwirtschaftlich nutzen. Für die Kontrolle darüber, ob die neuen Umweltnormen in der Praxis auch eingehalten werden, hat Brasiliens Regierung 19 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt. Brasiliens Außenminister Luis Felipe Lampreia räumte gegenüber der basilianischen Zeitung Jornal doBrasil ein, daß dies „völlig unzureichend“ sei. Astrid Prange