Fischerei ohne Konzept konzeptionslos“

■ Greenpeace: Neues Fischereimanagement

„Greenpeace“ hat erneut die deutsche und europäische Fischereipolitik als „verfehlt und konzeptionslos“ kritisiert. Die Überfischung der Nordsee und die Gefährdung der Existenz deutscher Fischer sei dadurch mitverursacht worden, sagte der Meeresbiologe Stefan Flothmann am Dienstag vor Journalisten an Bord des Green- peace-Schiffes „Sirius“ in Bremerhaven. Flothmann forderte ein neues Fischereimanagement nach dem Vorsorgeprinzip, das Fischbestände und Arbeitsplätze in der Fischerei erhält.

Die „Sirius“ beendete eine Ende April gestartete Kampagne gegen Gammelfischerei. Im Rahmen einer Informationstour in Nordseehäfen sollen Fischer, Küstenbewohner und Touristen für die Probleme der Überfischung „sensibilisiert und die Allianz gegen die Plünderung der Nordsee vergrößert“ werden. Die vor allem von dänischen Fischern betriebene Industriefischerei wirkt sich nach Flothmanns Angaben besonders verhängnisvoll auf das ökologische Gleichgewicht der Meere aus. Sandaal, Stintdorsch und Sprott sowie der Beifang von Nutzfischen würden ausschließlich zu Fischmehl und –öl verarbeitet. Allein 70 Prozent der Heringsvorkommen gingen als Beifang verloren. Damit sei die Nahrungsgrundlage von Speisefischen, Walen, Robben und Seevögeln „akut gefährdet“ dpa

Flothmann berichtete weiter, daß es bei der Kampagne zu zum Teil heftigen Auseinandersetzungen zwischen Greenpeace-Aktivisten und dänischen Fischern gekommen sei. Die Gammelfischer hätten unter anderem Sprengsätze und Leuchtkugeln eingesetzt sowie die „Sirius“ gerammt und ihre Versenkung angedroht. Inzwischen zeichneten sich erste Erfolge der Aktion ab: Margarine- und Backwarenhersteller sowie Supermärkte in England, den Niederlanden und in Deutschland seien dem Aufruf gefolgt, kein Fischöl mehr zu verwenden. Auch Verbände und Firmen setzen sich laut Flothmann für eine Reduzierung der Gammelfischerei ein. Das Thema soll zudem auf der Tagesordnung eines Treffens der EU-Fischereiminister am 14. Oktober stehen. dpa