Das Portrait
: Aidid II.

■ Hussein Mohammed

Den größten Teil seines Lebens als Erwachsener hat Hussein Mohammed, Sohn und Nachfolger des verstorbenen Milizenchefs Farah Aidid, nicht in seiner Heimat Somalia verbracht. Er lebte ausgerechnet bei den späteren Erzfeinden seines Vaters: in den USA.

Schon Mitte der 80er Jahre, als Aidid noch somalischer Botschafter in Indien war, wurde Hussein Mohammed zum Studium in die USA geschickt. Ihm gelang, wovon Tausende in der Dritten Welt träumen: Nach mehreren Jahren erhielt er die begehrte „Green Card“ und erwarb sogar die US- amerikanische Staatsbürgerschaft. Seine Integration schien damals vollständig zu sein. 1992 marschierte er mit den US-Marines in Mogadischu ein. Sie sollten Nahrungsmitteltransporte zu den Hungernden sichern – er sollte dolmetschen.

Der Einsatz scheiterte. Die USA wurden von Mittlern im Bürgerkrieg zur Partei und jagten Farah Aidid als Kriegsverbrecher. Sohn Hussein Mohammed entschloß sich nach kurzer Rückkehr in die Vereinigten Staaten, dauerhaft in seiner somalischen Heimat zu bleiben. In die politischen Händel mischte er sich zunächst nicht ein. Erst im vergangenen Jahr, in dem er auch geheiratet hat, trat er aus dem Schatten der Anonymität heraus. Nach einem Einmarsch der Truppen seines Vaters in der Kleinstadt Baidoa im vergangenen September machte er Blitzkarriere: Vom Milizenchef zunächst zum Kommandeur eines Bataillons ernannt, wurde er wenig später Oberbefehlshaber aller Aidid-Streitkräfte in Baidoa.

Bis zum Tod seines Vaters in der vergangenen Woche blieb der 31jährige dort stationiert. Jetzt ist er in der somalischen Hauptstadt Mogadischu als oberster Chef aller Aidid-Milizen vereidigt worden. Wie sein Vater erhebt er außerdem Anspruch auf die Präsidentschaft des ganzen Landes. Somalische Beobachter halten den noch immer weitgehend unbekannten jungen Mann für eine Schachfigur einflußreicher Hintermänner des Habr-Gedir-Klans, zu dem Aidid gehörte. Sie glauben, mit der raschen Ernennung Hussein Mohammeds Machtkämpfe in den Reihen der Anhänger des getöteten Kriegsfürsten zu verhindern. Der Sohn hat angekündigt, den Kampf seines Vaters fortsetzen zu wollen. Das läßt neue Gefechte befürchten. Bettina Gaus