Zwei für einen alten Meister

Drucktradition zwischen Mukoshima und Ottensen: Eine „Hommage an Hokusai“ von Ken Tsuji und Artur Dieckhoff  ■ Von Matthias von Hartz

Die Verbindung zwischen Hamburg-Ottensen und Tokio-Mukoshima ist um zwei Bindeglieder reicher geworden: die Handdruckpresse und das Werk des japanischen Holzschnittmeisters Katsushika Hokusai. Die Liebe zu beiden teilen der japanische Kupferstecher und Druckgraphiker Ken Tsuji und der Hamburger Geschichtenerzähler und Holzschneider Artur Dieckhoff. Als Ergebnis ihrer gemeinsamen Interessen ist ab morgen die Ausstellung „Hommage an Hokusai“ im Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen.

Erwartungsgemäß wirkt ein Teil der Schau mehr europäisch und der andere eher asiatisch. Aber die Holzschnitte mit den asiatisch wirkenden Motiven kommen aus Ottensen und die europäischer aussehenden Kupferstiche aus Tokyo. Dieckhoff und Tsuji sind nicht die Ersten, die dieses Spiel betreiben. Der von beiden verehrte Großmeister des japanischen Holzschnitts Katsushika Hokusai (1760 bis 1849) war ein großer Bewunderer Dürers. Hokusais erotische Darstellungen und vor allem seine Landschaftsbilder gelangten Mitte des 19. Jahrhunderts nach Europa und inspirierten Vincent van Gogh ebenso wie später die Maler der „Brücke“.

Seit sechs Jahren betreiben nun KünstlerInnen einen Stadtteilkulturaustausch zwischen Ottensen und Mukoshima. Ähnlich wie Ottensen ist Muko-shima ein eher traditioneller Stadtteil am Rande einer wachsenden Metropole. Die ähnlichen Stadtstrukturen geben den Künstlern und Stadtplanern stets genug Anlaß für regen Austausch. Und so lernten sich vor zwei Jahren auch Ken Tsuji und Artur Dieckhoff kennen. Nachdem sie festgestellt hatten, daß der Besitz und Gebrauch einer Handdruckpresse sie verbindet, trafen sie sich in diesem Frühjahr zur ersten gemeinsamen Ausstellung in Tokio. Dieckhoff zeigte dort die Einzelbilder seines Holzschnitt-Animationsfilms Toi, toi, toi, und da der Film schon in Mukoshima reüssiert hatte, mußte Artur Dieckhoff nur wenige Bilder wieder mit nach Hamburg nehmen.

Unter japanischen Kirschblüten entwarf er mit Tsuji das Künstlerbuch Oh Schreck, oh Schreck, der Mond ist weg.... Dieses Zitat von Hokusai gab ihnen Anstoß für eine Geschichte über einen Drachen und den Mond. In Hamburg zeigt Dieckhoff nun eine Drachenbildergeschichte in comicartigen Holzschnitten. In Tsujis Presse sind zwei sehr unterschiedliche Arten von Kupferstichen entstanden: Zum einen sind bunte, kleine und flächige Stilleben vor Landschaften zu sehen, von denen Tsuji sagt, daß sie die Ruhe zum Ausdruck bringen, die er mittlerweile gefunden habe. Weniger meditativ, aber dafür spannender wirken dagegen seine früheren Stiche mit phantastisch-realistisch wuchernden Baukonstruktionen.

Museum für Kunst und Gewerbe, bis 15. September; Werkstattgespräch mit A. Dieckhoff und K. Tsuji am 15. 8. um 18 Uhr; Workshop am 17. August von 13 bis 17 Uhr, Anmeldung bis 10. 8. unter