Wahrheits-Ferienservice, Teil II

Menschen, die sich ferienhalber ohne Auto fortbewegen, können diese Folge eigentlich auslassen. Diesmal beschäftigen wir uns nämlich mit einem Verkehrsschild: dem Raststätten-Ankündiger.

Den gibt es überall, wo es Autobahnen gibt. Denn auch der motorisiert Reisende ist durchaus ein ganz gewöhnlicher Mensch und muß essen, trinken und pieseln. Lassen sich die beiden ersten Verrichtungen bei entsprechender Vorbereitung noch gut im fahrenden Auto erledigen, verbietet sich dies bei letzterer strikt. Aber irgendwann sind die Selbstgeschmierten alle. Der Reisende wird hungrig. Und damit er nicht an seiner Rettung vorbeirast, wird sie ihm vorher angekündigt.

Sollte der hungrige Reisende nun zufällig in Italien unterwegs sein, wird ihn der landesübliche Raststätten-Ankündiger zunächst verwirren. Darauf werden nämlich nicht, wie er es aus Deutschland, Frankreich oder den USA kennt, Messer und Gabel, sondern Löffel und Gabel gekreuzt. Das löst, gerade bei hungrigen Menschen, natürlich sofort eine Sinnvermutung aus. Hat der Löffel etwas zu bedeuten? Und wenn ja, was?

Die Dame vom Automobilclub Europa bekennt sich komplett „ratlos“. Die es wissen könnten, sind gerade Mittag essen, mit Messer und Gabel vermutlich. Da ist die Dame vom ADAC schon mutiger: Das Symbol sei ein „Relikt aus den Zeiten, als man in Italien die Spaghetti noch mit Löffel und Gabel“ aß. Das weiß sie genau, sie fährt schon „Jahrzehnte“ dorthin. Davon will der Herr aus der Presseabteilung der italienischen Botschaft in Bonn nichts wissen – Löffel, Spaghetti, Italien: alles Klischee. Außerdem würden noch heute Spaghetti mit Löffel und Gabel gegessen, jedenfalls in den besseren Kreisen. Reizend assoziiert er mit dem Löffel etwas „Warmes, Flüssiges“ (Suppe?), „eher Abend- als Mittagessen“ und „solide Dinge“.

Fassen wir zusammen: Die wahre Bedeutung des Löffels hat wahrscheinlich ein ehemaliger Mitarbeiter des italienischen Tourismus-Ministeriums mit ins Grab genommen. Aber da man an den Messer- und-Gabel-Raststätten natürlich auch Löffel bekommt, gilt – im messerscharfen Umkehrschluß – das gleiche auch für Löffel, Gabel und Italien. bhFoto: Pisacreta/Ropi