Jede fünfte Mark für die Rente

■ Rentenbericht: Beiträge für die Altersversorgung steigen 1997 auf 19,9 Prozent. Damit werden auch die Jobs teurer

Bonn/Berlin (taz/AFP) – Immer weniger Beschäftigte müssen für immer mehr Rentner aufkommen: Im kommenden Jahr kassiert die Rentenversicherung daher voraussichtlich fast jede fünfte Mark des Bruttoverdienstes. Der Beitragssatz zur Rentenversicherung wird 1997 von derzeit 19,2 Prozent auf wahrscheinlich 19,9 Prozent steigen. Die Hälfte davon trägt der Arbeitgeber. Dies ergibt sich aus Vorausschätzungen im jährlichen Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung.

Ludger Reuber, Sprecher des Arbeits- und Sozialministeriums, bestätigte gestern die Vorausschätzung. Der endgültige Beitrag wird allerdings erst im Oktober durch eine Verordnung festgelegt. Wer 5.000 Mark brutto verdient, muß damit 1997 jährlich mindestens 210 Mark mehr berappen und der Arbeitgeber noch mal ebensoviel zusätzlich drauflegen. Nicht nur die Nettoverdienste sinken, sondern auch die Arbeitsplätze werden teurer. Mit einer Erhöhung auf nur 19,9 Prozent hielte sich Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) dennoch an die politische Vorgabe, den Rentenbeitrag „unter 20 Prozent“ zu belassen. Blüm sagte im RTL-Fernsehen, der Umfang der fälligen Beitragserhöhung stehe noch nicht fest: „Daß die Beiträge steigen werden, wissen wir. Aber es ist zu früh, um zu sagen, wohin.“

Dem Rentenbericht zufolge kann der Beitragssatz im Jahre 1998 zwar voraussichtlich wieder auf 19,7 Prozent sinken, werde dann aber 1999 bei 20 Prozent und im Jahre 2000 bei 20,2 Prozent liegen. Wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtete, ist die Beitragsanhebung vor allem erforderlich, um die sogenannte Schwankungsreserve in Höhe einer Monatsausgabe sicherzustellen. Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hat außerdem zur Folge, daß immer weniger Leute Beiträge zahlen. Die Bundesregierung geht davon aus, daß in diesem Jahr 335.000 Personen weniger beschäftigt sind als 1995.

Die jüngsten Anhebungen des Rentenzugangsalters werden sich vor allem in späteren Jahren auswirken. Zwischen den Jahren 2000 und 2010 werden sich die Beitragssätze laut Bericht zwischen 20,1 und 21 Prozent bewegen. Das ist mehr als der heutige Beitragssatz, aber weniger, als die düsteren Prognosen im letzten Rentenbericht verhießen.

Reichtümer sind schon heute nicht durch die Rente zu erwarten: Nach 45 Versicherungsjahren und Durchschnittsverdienst gibt es derzeit 1.942 Mark Rente (Ost: 1.598 Mark). Die Höhe der Versicherungsbeiträge wird jedes Jahr Anfang Oktober vom Arbeitsministerium für das jeweils nächste Jahr festgelegt. Grundlage sind Daten wie die Zahl der Rentner, der Beitragszahler und der Arbeitslosen sowie die Konjunkturaussichten. Ein Prozentpunkt Rentenbeitrag macht 12,7 Milliarden Mark aus. Die Verordnung zum Rentenbeitragssatz muß vom Bundesrat im Oktober gebilligt werden. BD