Aufschlag: Staatsanwalt

Nicht ganz willkommene Abwechslung für Untersuchungshäftling Peter Graf: Ab heute steht er wegen Steuerhinterziehung vor Gericht  ■ Aus Mannheim Christian Litz

Während die Tennisweltranglisten-Erste Steffi Graf in New York um fast eine halbe Million Dollar Preisgeld spielt, geht es für ihren Vater vor dem Landgericht Mannheim um bis zu zehn Jahre Haft. Heute, 13 Monate nach seiner Festnahme, beginnt der Prozeß gegen Peter Graf. Er soll 14 Jahre lang Einnahmen seiner Tochter am Finanzamt vorbeigeschmuggelt haben.

Ähnlich wie Margarete Schreinemakers, wird Peter Graf vorgeworfen, dazu briefkastengroße, personalschwache Firmen in der Karibik und in den Niederlanden verwendet zu haben. 42 Millionen Mark Antrittsgelder und Werbeeinnahmen von Banken, Auto-, Nudel- und Joghurtfirmen seien nicht versteuert worden, mehr als 19 Millionen Mark habe der Staat so verloren, sagt Staatsanwalt Hubert Jobski. Mit Peter Graf steht der Steuerfachgehilfe Joachim Eckardt vor Gericht, der beim Verschieben der Millionen geholfen haben soll.

Der Prozeß ist ein Medienereignis ersten Ranges: 128 Sitzplätze hat der Saal, in dem verhandelt wird. 64 davon wurden für Medienvertreter reserviert. Anfang Juli hatte das Landgericht eine Pressemitteilung herausgegeben, daß sich die Medien flugs um Eintrittskarten bewerben sollten. Wer zuerst kam, malte zuerst. Fotografen und Kameraleute – einer für alle, alle für einen – mußten sogenannte Pools bilden. Das heißt: Nur einige dürfen fotografieren und müssen dann die Bilder an Kollegen weitergeben.

Die Steuertricks des bekanntesten Papas der Nation waren bereits Thema eines Untersuchungsausschusses im Landtag von Baden-Württemberg. Dort wurde Peter Graf nicht vorgeführt. Seine Anwälte hatten zuerst erreicht, daß er nicht in Handschellen aus der Untersuchungshaft in das Landtagsgebäude gebracht werden, dann, daß er ganz in seiner Zelle bleiben durfte. Der Ausschuß beendete seine Arbeit mit etwas Papier und der CDU-Aussage, daß Gerhard Mayer-Vorfelder in der Sache saubere Hände habe. Der Finanzminister des Landes hatte im Verdacht gestanden, bei seinen Untergebenen dafür gesorgt zu haben, daß Deutschlands beste Tennisspielerin und ihr Clan von den Finanzbehörden nicht zu arg geärgert wurden. Peter Graf hatte sich öffentlich guter Kontakte nach oben gerühmt.

Papa Grafs Fehler beim Volkssport Nummer eins, der Steuerhinterziehung, haben in Baden-Württemberg indirekt dafür gesorgt, daß nach der letzten Landtagswahl die FDP-Politikerin und designierte Justizministerin Gisela Frick nicht ins Amt kam. Ihr Mann hatte den in Haft sitzenden Peter Graf als Anwalt vertreten. In Mannheim tritt Graf, dessen Alkoholentziehung im Knast laut Boulevardpresse daran scheiterte, daß er über dunkle Kanäle an Schnaps kam, mit drei Anwälten an.

Mehrere juristische Versuche, Peter Graf aus der Untersuchungshaft zu bekommen, scheiterten, weil die Richter Fluchtgefahr sahen; sie befürchteten, daß der Angeklagte ins Ausland abhauen würde: Familie Graf hat ein Haus in Florida. Der Prozeß soll auf jeden Fall bis Dezember dauern, meldet das Landgericht Mannheim. Im Januar nächsten Jahres soll es für alle Fälle weitere Termine geben. Die Staatsanwaltschaft hatte in den 13 Monaten Untersuchungshaft vor dem Prozeß versucht, die verwinkelten Kanäle zu finden, durch die große Teile der Einnahmen Steffi Grafs von deren Vater und seinen Helfern um das Finanzamt herumgeleitet wurden.

Klar ist inzwischen, daß die 27jährige Tennisspielerin, die ja das viele Geld verdiente, das am Ende dazu führte, daß ihr Vater und Ex-Manager vor Gericht stehen, nicht vor Gericht aussagen muß. Nach der Strafprozeßordnung kann sie die Aussage, auch wenn sie, wie vom Eckardt-Anwalt geplant, vorgeladen werden sollte, aus zwei Gründen verweigern – als Tochter des Angeklagten und als Beschuldigte.

Den Ermittlungsbehörden hatte Steffi Graf mitgeteilt, sie wisse von nichts und habe die Geschäfte völlig dem Vater überlassen. Einige ihrer Unterschriften habe eine Maschine angefertigt, die sonst Autogrammkarten abzeichnet. Es sieht so aus, als käme die Frau mit der stärksten Vorhand der Welt rein und gutriechend wie in ihrer Deowerbung aus der Steueraffäre Graf heraus.