Vulkan zahlte Costa-Auftrag selbst an

■ Werft soll Costas altes Kreuzfahrtschiff noch Ende 1995 mit Ost-Millionen bezahlt haben

Vier Interessenten sind übriggeblieben: Sie wollen möglicherweise den Rumpf des Kreuzfahrtschiffes Costa 2 kaufen. Ob Vulkan-Konkursverwalter Jobst Wellensiek für den Rohbau 100 Millionen Mark erlösen kann, bezweifeln Insider allerdings. Die Zeit drängt jedoch: Der Gigant blockiert das Dock der Vulkan-Werft in Vegesack für den Weiterbau des Containerschiffs 110, das in knapp drei Wochen ins Dock soll.

Dem Vernehmen nach hat auch die ursprüngliche Auftraggeberin, Costa Crociere aus Genua, ein Angebot für den Rumpf abgegeben. Schließlich hatte Costa schon eine Anzahlung für das Schiff geleistet, die aber im Konkurs der Vulkan-Werft untergegangen ist. Allerdings war es eher der Vulkan selbst, der seinem Kunden zumindest einen Teil der Anzahlung für Costa 2 vorgestreckt hatte. Möglicherweise ist hierfür auch Geld der Ostwerften verwendet worden. „Die Reeder hatten ja wegen der bekannten Probleme des Vulkan immer eine besonders gute Verhandlungsposition“, sagt ein Kenner der Szene.

Rückblende: Der Vulkan kämpft um den Milliardenauftrag zum Bau des zweiten Kreuzfahrtriesen mit der italienischen Hauswerft des Reeders, Fincantieri.

Nachverhandlungen über die schon Ende 1993 veeinbarte Option für ein zweites Schiff nach der Costa 1 waren im Sommer 1995 erforderlich geworden, weil die italienische Lira inzwischen um 20 Prozent abgewertet worden war und so der Erlös des Vulkan erheblich niedriger ausgefallen wäre, als zunächst angenommen.

Da bot der Vulkan seinem Kunden einen atemberaubenden Deal an: Die Werft kaufte ein 29 Jahre altes Kreuzfahrtschiff der Reederei, die Eugenio Costa, für insgesamt 50 Millionen Mark. Sogleich charterte Costa das Schiff zurück. Der Vertrag sollte rückdatiert vom 31.12.1994 an für zweieinhalb Jahre gelten, bis zur Ablieferung des neuen Schiffs Costa 2, die für Mitte 1997 geplant war. Vulkan-Werft-Geschäftsführer Heinz-Jörg Glahr bestätigt den Deal mit Costa, nennt aber eine solche Konstruktion „ganz normal“. Durch die Höhe der Charter mache sich die Eugenio Costa, für den Vulkan bezahlt, so Glahr.

Die Charter für die zweieinhalb Jahre soll bei 20 Millionen Mark liegen. Zusätzlich habe der Vulkan 30 Millionen an Costa bezahlt, heißt es. Branchenkenner bezweifeln allerdings, daß der Vulkan diesen Preis 1997 noch erlösen kann. Brisanter ist allerdings, was der ehemalige Treuhand-Anwalt Michael Schütte behauptet: Um Costa sein altes Schiff abzukaufen, sei noch im November 1995 ein Teil eines 70-Millionen-Liquiditätskredits der Commerzbank verwendet worden, der zur Hälfte für die damalige Vulkan Tochter MTW-Werft Wismar bestimmt gewesen sei. Das Geld, für das Forderungen der MTW gegen Dritte als Sicherheit gestellt worden sein sollen, sei sogleich ins zentrale Cash-Management des Vulkan geflossen, so der Anwalt. Werft-Chef Glahr bestreitet allerdings, daß Ost-Gelder für die Costa-Anzahlung verwendet wurden.

Doch auch so birgt der 70-Millionen-Kredit der Commerzbank vom November 1995 noch genug Zündstoff: Zu diesem Zeitpunkt war bereits intern bekannt, daß der Vulkan schon nicht mehr in der Lage war, die im Westen verwendeten Treuhand-Subventionen zurückzuzahlen. In diesem Fall hätten die Banker kein Geld mehr nachschießen dürfen, zur Hälfte für MTW Wismar bestimmt war.

jof