Dem Fernweh keine Chance

■ Der Buchladen fürs Besondere (7): „Fata Morgana“ hat nicht nur Reiseführer in seinen Regalen stehen

„Wo bitte, liegt Nirwana?“ Das Buch zum Laden steht gleich am Eingang in einem Regal. Drinnen dann Verheißungsvolles: Mögliche Antworten auf 80 Quadratmetern. Sollte die Glückseligkeit doch erreichbar sein? Die Antwort hier in der Buchhandlung „Fata Morgana“ ist ein klares Ja, wenn man sich auf eine kleine Einschränkung einläßt. Denn es muß sich schon um ein handfestes irdisches Ziel handeln. Das dürfte in einer Zeit, in der das Verreisen und das Entdecken von anderen Ländern für viele den Höhepunkt des Jahres darstellt, eigentlich ein geringeres Problem darstellen.

Das ist wiederum die Chance für „Fata Morgana“. Einen mindestens ebenso bedeutungsschwangeren Begriff wie der Nirwana-Buchautor haben sich Änne Klockgießer, Thomas Wetzel und Dieter Nußbaum vor zwölf Jahren für ihre „geographische Buchhandlung“ ausgedacht. Der Name klingt nicht nur gut, sondern soll auch darauf hinweisen, daß „Reisen für viele Menschen auch bedeutet, ihre Vorstellung von einem Land zu überprüfen“. Ob sich diese als wahr oder ebenso trügerisch erweist wie die Fata Morgana in der Wüste, das sei das Wesen jeder Reise.

Falsche Vorstellungen kann man schon ausräumen, wenn man sich im Laden umsieht. Hier gibt es nicht nur Karten, Globen, Atlanten, klassische und alternative Reiseführer – über dieses Angebot verfügt heute jede bessere Bahnhofsbuchhandlung. Änne Klockgießer und ihre Partner setzen deshalb auf die Marktlücke: „Wir möchten möglichst umfassende Informationen über Länder vermitteln.“ Deshalb stehen nicht nur die nötigen Orientierungshilfen über Berg, Tal und Meer im Regal, sondern auch opulente Bildbände und viel Belletrestik. Großbritannien für Anfänger könnte sich dann so gestalten: Einmal Reiseführer klassisch, einmal alternativ (London! Szene!), einmal Bildband Schottland (Highlands, Loch Ness) einmal Krimi (Anne Perry), einmal moderne klassische Literatur (Bruce Chatwin).

An einem Thema - dem Thema „Ethnologie und Dritte Welt“ haben die Fata Morganer früher „wirklich mit Herzblut gehangen“: Doch mangels Nachfrage ist die Abteilung auf einen Ständer geschrumpft. Doch in den anderen Abteilungen, die überwiegend nach Ländern sowie nach Themen wie Frauenreisen oder Tourismuskritik geordnet sind, läßt sich's eifrig stöbern.

Fernweh-Infos wo man hinschaut also, wer hier keine Lust auf andere Länder bekommt, dem ist nicht zu helfen. Und auch Änne Klockgießer hat noch längst nicht genug davon, obwohl sie sich täglich damit befaßt. Sie habe ihr Herz gerade für den Norden entdeckt, sagt sie. Der Literaturtip liegt natürlich bei Fata Morgana aus: „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ von dem Dänen Peter Hoeg. (she)

„Fata Morgana“, Auf den Häfen 9-10, 28203 Bremen