Unterm Strich

Im Streit um die finanzielle Absicherung des Opern- und Theaterbetriebs hat die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth die städtische Kulturdezernentin Linda Reisch weitgehend entmachtet. Die CDU- Politikerin entzog der sozialdemokratischen Stadträtin am Donnerstag abend die Zuständigkeit für die Städtischen Bühnen und übernahm selbst die Kompetenzen dafür, wobei sie sich von August Everding beraten läßt, dem Münchner Generalintendanten und Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins. Ihren spektakulären Schritt versteht die Oberbürgermeisterin als „Befreiungsschlag“ aus den seit Monaten anhaltenden Querelen um die Finanzierung der Frankfurter Oper, des Schauspiels, des Theaters am Turm und des Balletts. Der Streit über Art und Höhe der wegen der Haushaltslöcher notwendigen Einsparungen war von den Theaterintendanten in letzter Zeit mit immer härteren Bandagen und größtenteils über den Kopf der Kulturdezernentin hinweg geführt worden. Frau Reisch hatte sich auch der von Schauspielintendant Peter Eschberg und dem geschäftsführenden Intendanten von Oper, TAT und Ballett, Martin Steinhoff, favorisierten Umwandlung der Städtischen Bühnen in eine Theater-GmbH widersetzt.

Die Oberbürgermeisterin unterstützt dieses Vorhaben dagegen ausdrücklich, damit die Bühnen Kredite aufnehmen können. Insgesamt soll aber an dem unter Mitwirkung Reischs vereinbarten Sparkonzept festgehalten werden, das eine Ausgabenreduzierung in zweistelliger Millionenhöhe vorsieht. Während Frau Roth den Schritt gegen die Kulturdezernentin vor allem mit deren „konzeptionslosem Agieren“ begründete, stieß er bei den mitregierenden Sozialdemokraten auf massive Kritik. Die Frankfurter SPD- Vorsitzende Rita Streb-Hesse reagierte „mit größter Empörung“ auf die Entmachtung Reischs und warf Roth Wortbruch vor. Schließlich sei in dem Allparteienmagistrat vereinbart worden, bis zur Kommunalwahl im März 1997 keine Kompetenzveränderungen vorzunehmen. Die Intendanten Eschberg und Steinhoff äußerten dagegen die Hoffnung, daß jetzt eine Beruhigung der Situation eintreten werde.

Nichts Neues hingegen zur Schriftstellervereinigung. Der westdeutsche PEN-Club macht sich nach Auffassung des PEN-Mitglieds und Berliner Akademiepräsidenten Walter Jens lächerlich, wenn er sich einer Vereinigung mit dem ostdeutschen PEN-Zentrum verweigert. „Das versteht im Ausland kein Mensch“, sagte Jens. Zur Frage seiner Nachfolge als Präsident der Akademie der Künste, der er seit 1989 war, meint er: „Ich muß meine Freunde schon jetzt ermahnen, diese Frage anzugehen, damit im Frühjahr nicht eine rasche Zufallsentscheidung zustande kommt, wie es mir damals passiert ist. Wenn der Vater sein Haus verläßt, hat er es wohlbestellt seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin zu übergeben.“